Naturheilkunde: Wechselwirkungen oft unbekannt

Naturheilkundliche Mittel als Ergänzung zur Schulmedizin nehmen ältere deutsche Erwachsene regelmäßig in Anspruch.

Naturheilkundliche Mittel als Ergänzung zur Schulmedizin nehmen ältere deutsche Erwachsene regelmäßig in Anspruch. Eine aktuelle Erhebung offenbart: Nicht mal jeder zweite Patient ist über die möglichen Wechselwirkungen zu seinen ,,klassischen" Medikamenten informiert. Das zeigt eine Befragung der Berliner Charité von über 800 Erwachsenen ab 70 Jahren in Berlin und Brandenburg. Sie erhebt erstmals umfassend, wie stark und in welcher Form Senioren Alternativen zur Schulmedizin in Anspruch nehmen.

Demnach verwenden knapp zwei Drittel der Senioren (61,3 Prozent) mindestens eine Form von Alternativmedizin. Dabei stehen Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine und Mineralien an erster Stelle (35,5 Prozent). Pflanzliche Arzneimittel nimmt ein Drittel der Befragten in Anspruch, gefolgt von äußerlichen Anwendungen. Die meisten Älteren (64,9 Prozent) bevorzugen eine Kombination aus beiden Medizinrichtungen. Die Umfrage offenbart ein großes Problem bei der Verwendung von naturheilkundlichen Mitteln. Denn fast 58 Prozent der Anwender weiß nicht, ob und welche Wechselwirkungen die alternativen Mittel mit konventionellen Arzneien verursachen könnten.

"Ein Erwachsener im Alter von 70 Jahren bekommt bereits bis zu fünf verschiedene konventionelle Medikamente vom Arzt verschrieben. Wechselwirkungen mit natürlichen Mitteln sind möglich. Unsere Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie dringend der Schulterschluss zwischen konventioneller und komplementärer Medizin erfolgen muss" erklärt Dr. Michael Teut aus dem Forscherteam. Kritisch zu sehen sind auch die bei Älteren sehr beliebten Nahrungsergänzungsmittel.

Wissenschaftliche Beweise reichen bislang nicht aus, um zu beurteilen, ob Vitaminpräparate und Mineralstoffe beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs präventiv vermeiden können. Viele ältere Menschen nehmen durch Vitamin- und Mineralstoffpräparate sogar deutlich zu viel Magnesium und Vitamin E zu sich. Gesunde Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, fettarme Milchprodukten und Meeresfrüchten ist, kann nicht durch Vitaminpräparate ersetzt werden, warnen Experten.