Vom Urlauber zum Umweltsünder – bei der Wahl der Reiseverkehrsmittel besteht Nachholbedarf

Die Deutschen verteidigen laut RA Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.

Die Deutschen verteidigen laut RA Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. ihren Titel als Reiseweltmeister. Mit rund 71 Millionen Urlaubsreisen (ab 5 Tage Dauer) erreichte das Jahr 2013 ein neues Rekordhoch. Im Haupturlaub unternimmt der Großteil der Deutschen noch immer am liebsten eine längere Fernreise. Die durchschnittliche Reisedauer ist allerdings mit 12,4 Tagen auf einen abermaligen Tiefststand gesunken. Ein Grund hierfür ist der wachsende Trend zu Kurzreisen. "Der Markt für Kurztrips ist in den letzten Jahren durch die wirtschaftliche Entwicklung gewachsen. Leute machen immer häufiger Kurztrips, weil diese günstiger sind. Diese dann aber auch mehrmals pro Jahr", erläutert Dennis van Allemeersch, Geschäftsführer & CEO von Hotelspecial.de.

Die Reiseanalyse verzeichnet knapp über 75 Millionen Kurzurlaubsreisen zwischen 2 bis 4 Tagen für das Jahr 2013. Auf den ersten Blick stellen die Reisegewohnheiten der Deutschen für sich kein großes Problem dar. Lange Aufenthalte bei Fernreisen gleichen die umweltbelastende Flugreise zumindest ein wenig aus. Und auch Kurzreisen in der Heimat oder im europäischen Ausland widersprechen einem nachhaltigen Urlaub nicht – zumindest solange Verkehrsmittel, Unterkunft und Aktivitäten möglichst umweltfreundlich gewählt werden. Bei der Wahl des Verkehrsmittels jedoch liegt der Haken. Je mehr Urlaubsreisen, insbesondere Kurzausflüge, mit dem PKW bestritten werden, desto schlechter ist es um die Ökobilanz des Reiseverkehrs bestellt.

Bei Reisen sind die Deutschen zu sehr Freund des Autos

Was das Thema umweltschonende Verkehrsmittel betrifft, sind die Deutschen noch lange nicht am Ende der Reise angekommen. Zwar ist die Nutzung von PKW und Wohnmobil in den Jahren 2000 bis 2013 von 49,2 auf 45 Prozent gesunken, nach aktueller FUR Reiseanalyse sind es aber noch immer die beliebtesten Fortbewegungsmittel für Reisen. 73 Prozent der gesamten Urlaubsreisen im Inland wurden 2013 mit PKW oder Wohnmobil getätigt. Im Ausland hingegen wurden diese Verkehrsmittel nur bei 33 Prozent der gesamten Urlaubsreisen genutzt. Mit Bus verreisten hingegen nur 9 Prozent der Urlauber im Inland und 7 Prozent im Ausland. Die Bahn wurde mit 15 Prozent geringfügig mehr auf Inlandreisen in Anspruch genommen, im Ausland gerade mal zu 2 Prozent.

Laut ADAC Reisemonitor 2014 ist der Urlaub mit dem Auto auch in der Reisesaison 2014 angesagt. Den Prognosen zufolge sei mit einem Rückgang von gerade mal 1 Prozent (2014: 50% gegenüber 2013: 51%) zu rechnen. Bei Zweitreisen mit einer Dauer von mind. 5 Tagen nehme das Auto mit 59 Prozent sogar einen noch höheren Stellenwert ein. Bus und Bahn spielen mit jeweils 4 Prozent so gut wie keine Rolle bei Zweitreisen. Beim Haupturlaub bilden die beiden Verkehrsmittel in ihrer Relevanz für Urlaubsreisen mit 2 bis 3 Prozent das Schlusslicht. Halbwegs umweltgerecht geht es scheinbar bei Flugreisen zu. Nach FUR Analyse wurden im Inland nur 1 Prozent der gesamten Urlaubsreisen mit dem Flugzeug abgewickelt. Im Ausland liegt der Anteil bei 54 Prozent.

Umweltfreundliche Reisevarianten müssen bekannter werden

Nicht jeder Klimafußabdruck einer Flugreise wird sich wohl vermeiden lassen, es sei denn, Fernreisen werden abgeschafft. Nach Berichten von TourismWatch sollte es jedoch ein Ziel sein, Touristen bereits bei der Urlaubsplanung besser über die verschiedenen klimatischen Auswirkungen möglicher Reiseverkehrsmittel aufzuklären. Bisher sei in puncto Klimatransparenz von Reiseveranstaltern, Fluggesellschaften und Buchungsportal einfach noch zu wenig beigetragen worden.

Wie die Reiseanalysen belegen, sind es vor allem die Klimafußabdrücke der zahlreichen Autoreisen, die übersehen werden. Eine Chance für den klimafreundlichen Reiseverkehr dürfte hier im Boom der Fernbusse liegen. Nach neuesten Meldungen sind seit der Liberalisierung des deutschen Fernbusmarktes im Januar 2013 knapp 12 Prozent der Deutschen schon einmal auf den Fernbus als Alternative zu Bahn und Auto umgestiegen. Eine Umfrage der Essener FOM Hochschule bestätigt den Aufwärtstrend bei Fernbuslinien. Begründet wird der steigende Ansturm durch die im Vergleich geringeren Reisekosten, die mit Fernbusreisen verbunden sind. Sollte sich dieser Trend durchsetzen, könnte der Klima- bzw. Umweltschutz auf Urlaubsreisen quasi automatisch einen Schritt in die richtige Richtung nehmen. Bisher seien aber auch in diesem Bereich defizitäre Informationen über das Angebot schuld daran, dass Fernbusse nicht öfter genutzt werden.