Leseschwäche: Viele populäre Methoden unwirksam

.

Was hilft am besten bei Leseschwäche? Was nützt gar nichts? Wissenschaftler haben die unterschiedlichen Methoden verglichen und festgestellt: Viele populäre Methoden sind unwirksam. Ihre Analyse gibt erstmals einen Überblick über die Erfolgsaussichten gängiger Therapien. Leseschwäche (Legasthenie) ist eine der häufigsten Lernstörungen, an der nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene leiden. Oft wird die Legasthenie erst spät erkannt. "Bis zu 40 Prozent der Kinder mit einer Legasthenie haben psychische Probleme, oft als Folgen der Diskriminierung", sagt Professor Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er hat mit seinem Team alle verfügbaren Studien ausgewertet. Es gibt mehr als 20 verschiedene methodische Ansätze, Kinder mit einer Legasthenie zu fördern. Doch nur sehr wenige Methoden helfen, so das Fazit der Wissenschaftler. Viele populäre Methoden, die an der Veränderung der Augenbewegungen und Verbesserung des Hörens ansetzen, sind unwirksam. Eine Behandlung mit leistungssteigernden Medikamenten oder die Nutzung farbiger Brillengläser, sogenannten "Irlen-Linsen", können die Leseleistungen ebenfalls nicht steigern. "Eine frühe Förderung und Therapie, die individuelle Voraussetzungen eines Kindes berücksichtigen, ist dringend notwendig", so Schulte-Körne. Bei einer ausgeprägten Legasthenie reicht die schulische Förderung nicht aus. Diese findet in den Schulen aufgrund fehlender Ressourcen und mangelnder Ausbildung der Lehrkräfte nur unzureichend statt. "Vor allem sehr basale Prozesse der Laut-Buchstaben-Zuordnung müssen systematisch geübt werden", so der Experte. Zudem ergab die Untersuchung, dass eine längere Förderung wirksamer ist als eine Kurzzeit-Therapie.