Antibiotika helfen bei den meisten Erkältungen nicht

Die meisten Deutschen erwarten die Verordnung eines Antibiotikums, wenn Erkältungsbeschwerden nicht von selbst besser werden.

Die meisten Deutschen erwarten die Verordnung eines Antibiotikums, wenn Erkältungsbeschwerden nicht von selbst besser werden. Dabei sind fast immer Viren für Erkältungen verantwortlich - gegen die Antibiotika ohnehin wirkungslos sind. Diese unkritische Haltung wird zur Gefahr für die Gesundheit, warnt jetzt die gesetzliche Krankenkasse DAK-Gesundheit. Für den aktuellen "Antibiotika-Report" wertete sie anonymisierte Arzneimittel- und Diagnosedaten ihrer 6,2 Millionen Versicherten aus. Demnach seien fast 30 Prozent der Antibiotika-Verordnungen im vergangenen Jahr mit Blick auf die Diagnose fragwürdig.

Die Über- und Fehlversorgung hat dramatische Folgen: Immer mehr Bakterien entwickeln Resistenzen und bedrohen zunehmend die Gesundheit von Patienten im Krankenhaus. Damit werden Infektionen wieder zur tödlichen Gefahr, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Ein zentrales Ergebnis des Reports: 40 Prozent der Befragten sind nicht gut über die Einsatzgebiete der Wirkstoffe informiert. Sie sind der Meinung, Antibiotika würden auch bei Virusinfekten wirken. Dabei dienen die Medikamente nur der Behandlung bakterieller Infektionen - bei Erkältungen oder Bronchitis beispielsweise sind sie in den meisten Fällen unnötig. "Die problematische Erwartungshaltung der Patienten bildet sich offenbar auch im Verordnungsverhalten der Ärzte ab", sagt Professor Herbert Rebscher, Chef der Krankenkasse. Die dramatischen Folgen des häufigen Antibiotikaeinsatzes würden in den Krankenhäusern sichtbar. Hier bedrohen resistente Bakterien die Gesundheit der Patienten. Wenn sie sich im Krankenhaus ausbreiten, können sie zur Lebensgefahr für Patienten mit geschwächtem Immunsystem werden.