Computerspiele als Weihnachtsgeschenk?

Computerspiele stehen meist ganz oben auf den weihnachtlichen Wunschzetteln.

Computerspiele stehen meist ganz oben auf den weihnachtlichen Wunschzetteln. Doch was als spannende Unterhaltung anfängt, kann sich zu einer schleichenden Sucht ausweiten. Können die Spiele trotzdem guten Gewissens verschenkt werden? Einer, der aus Erfahrung weiß, wann aus harmlosem Vergnügen eine Sucht wird, ist der Psychotherapeut und Suchtexperte Jan Paul Bieniek aus der psychosomatischen Fachklinik Hochsauerland in Bad Fredeburg. Er rät eher davon ab, die Spiele zu Weihnachten zu verschenken. Ein Musikinstrument, eine 10er-Karte fürs Freizeitbad oder ein fernlenkbarer Hubschrauber sei für ihn persönlich die bessere Alternative als Weihnachtsgeschenk für Kinder. Computerspiele könnten besser vom eigenen Taschengeld zusammengespart werden.

Generell gilt: Nicht die Zeit vor dem Bildschirm ist das entscheidende Kriterium für Sucht, sondern die Bedeutung, die dem Spiel beigemessen wird. Bieniek empfiehlt den Eltern, Kind und Art des Spiels im Auge zu behalten. "Verbote führen zu nichts, bewirken häufig das Gegenteil. Dann spielen die Kinder heimlich und entziehen sich somit jeder Kontrolle. Andererseits bleibt es wichtig, andere Wege der Freizeitgestaltung aufzuzeigen: die Kinder und Jugendlichen weiterhin für aktive Alternativen wie Sport, Musik oder Poetry Slam zu begeistern, um ein Gegengewicht zu schaffen. Und vor allem immer in Beziehung mit den Kindern bleiben, und erfahren, was sie bewegt", rät der Experte. Die beste Lösung lautet: Spaß mit Maß. Es lohnt sich, Kindern ein Zeitfenster zu setzen, sie daran zu gewöhnen, dass es Grenzen gibt. Wichtig sei, dass Kinder jenseits des PCs Erfolgserlebnisse und Vergnügen haben. Ein starkes Alarmsignal sei es jedoch, wenn sich alles nur noch um das Spielen drehe und es zum Lebensmittelpunkt wird. Im Unterschied zu Alkohol- und Drogensucht sei es beim Computerspiel kein Stoff, nach dem man süchtig wird, sondern ein exzessives Verhalten, das der Betroffene nicht mehr abstellen kann. Ansonsten seien die Merkmale ähnlich wie bei anderen Süchten: Kontrollverlust, sozialer Rückzug und Vernachlässigung von anderen Dingen. Als süchtig gelten Spieler dann, wenn alles andere in den Hintergrund gedrängt wird: Freunde, Familie, andere Interessen und manchmal sogar das Essen und Schlafen. In Deutschland gibt es eine erste Ambulanz für die Behandlung von Computerspiel- und Internetsucht. Sie ist unter der Hotline 0800 1 529 529 zu erreichen.