Neues revolutionäres Verfahren gegen Typ 2-Diabetes

Ein neues Verfahren gegen Typ 2-Diabetes, das die Erfinder als 'Erneuerung der Schleimhaut im Zwölffingerdarm' bezeichnen, könnte eine Revolution für die Therapie der Stoffwechselerkrankung sein.


Ein neues Verfahren gegen Typ 2-Diabetes, das die Erfinder als "Erneuerung der Schleimhaut im Zwölffingerdarm" bezeichnen, könnte eine Revolution für die Therapie der Stoffwechselerkrankung sein. Es ist bereits in einer ersten Pilotstudie an einer Klinik in Chile an 30 Patienten erprobt worden. Zur Zeit wird es an mehreren klinischen Zentren in Europa überprüft. Neben dem Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf beteiligen sich zwei weitere deutsche Kliniken an der Studie. Die neue Hoffnung liegt auf einem endoskopischen Verfahren, bei dem die Schleimhaut im Zwölffingerdarm verschorft wird. Es übertrifft sogar die Wirkung der meisten Blutzucker senkenden Medikamente "Dem neuen endoskopischen Verfahren geht die Beobachtung voraus, dass fettleibige Menschen mit Typ-2-Diabetes, die durch eine Bypass-Operation abnehmen wollen, nicht nur ihr Körpergewicht, sondern auch ihren Diabetes verlieren", erklärt Professor Horst Neuhaus, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf.

Bei einer Bypass-Operation verbindet der Chirurg den Magen direkt mit dem oberen Dünndarm. Der Speisebrei fließt dann am Zwölffingerdarm vorbei, der in einer Schlinge blind endet. "Bei den meisten Patienten normalisiert sich der Blutzucker, noch bevor sie wesentlich an Gewicht verlieren", berichtet der Experte. Die genauen Zusammenhänge seien nicht bekannt. "Hormone, die beim Durchtritt des Speisebreis in der Schleimhaut des Zwölffingerdarms gebildet werden, spielen aber offenbar eine wichtige Rolle", sagt Neuhaus: "Diese sogenannten Inkretine regen in der Bauchspeicheldrüse die Ausschüttung von Insulin an, was längerfristig zu einem Wirkungsverlust von Insulin führt." Diese Insulinresistenz ist die Ursache des Typ 2-Diabetes. Um die übermäßige Freisetzung stoffwechselaktiver Hormone aus der Schleimhaut des Zwölffingerdarmes zu verhindern, könnten Ärzte in Zukunft auf einen nicht-operativen Eingriff setzen.

Dafür hat eine US-Firma einen speziellen Ballon entwickelt. "Dieser Ballon wird mit einem Endoskop, wie es auch zur Magenspiegelung verwendet wird, durch den Zwölffingerdarm geschoben", erläutert Neuhaus. "Durch eine kurzzeitige Erhitzung wird dabei die Schleimhaut verschorft, während tiefer liegende Schichten der Darmwand verschont bleiben."
Der Ausgang der Studie lasse sich zwar noch nicht vorhersagen, so Professor Neuhaus. Wenn sich die Ergebnisse der Pilotstudie jedoch bestätigen sollten, könnte das innovative Therapiekonzept für viele Menschen mit Typ-2-Diabetes infrage kommen.