Klimawandel: Die Zeit drängt

2015 könnte weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Klima-Aufzeichnungen vor 135 Jahren werden. In der Diskussion um den globalen Temperaturanstieg nimmt das Thema Anpassung immer mehr Raum ein. Von zentraler Bedeutung: präzisere Modelle, um auf die Folgen des Klimawandels besser vorbereitet zu sein.


2015 könnte weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Klima-Aufzeichnungen vor 135 Jahren werden. In der Diskussion um den globalen Temperaturanstieg nimmt das Thema Anpassung immer mehr Raum ein. Von zentraler Bedeutung: präzisere Modelle, um auf die Folgen des Klimawandels besser vorbereitet zu sein. Die Zeit drängt: Nach Einschätzung von Experten müsste der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 weltweit um 80 Prozent reduziert werden. Nur so ließe sich die mittlere Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzen.

"Dieses Ziel wird längerfristig nicht aufgegeben - auch wenn abzusehen ist, dass die im Vorfeld von Paris eingereichten nationalen Beiträge dafür noch nicht ausreichen werden", sagt Prof. Martin Riese, Direktor am Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung. Aus seiner Sicht wird die Anpassung an den fortschreitenden Klimawandel, zum Beispiel an extreme Wettersituationen, immer mehr in den Fokus rücken. "Dazu benötigen wir zuverlässige Prognosen, basierend auf einem detaillierten Verständnis des komplexen Zusammenspiels im Erdsystem zwischen Atmosphäre, Ozeanen, Land- und Eismassen."

Die Jülicher Klimaforscher untersuchen unter anderem, wie sich Schwankungen in der Atmosphäre zwischen fünf und fünfzig Kilometer Höhe auf das Bodenklima auswirken. In diesem Höhenbereich der oberen Troposphäre und der Stratosphäre gibt es eine große Variabilität wichtiger Treibhausgase wie Wasserdampf und Ozon. Das gilt auch für Schwefelaerosole, die das einfallende Sonnenlicht in den Weltraum zurück reflektieren und dadurch die Temperatur am Erdboden verändern. Darüber hinaus beeinflusst die Stratosphäre den Luftdruck-Unterschied zwischen Islandtief und Azorenhoch. Das wirkt sich auf das regionale Klima und Winterwetter in Europa aus. "Solche Kopplungen von Stratosphäre und Troposphäre sind mittlerweile erwiesen, die genauen Mechanismen aber nicht ausreichend geklärt", führt Riese aus.

Ziel der Jülicher Forscher ist es, gemeinsam mit internationalen Wissenschaftler-Teams, die Modelle zur Vorhersage des Klimas immer präziser zu gestalten. "Wir schaffen die wissenschaftliche Basis, um regionale Klimavorhersagen für kürzere Zeitskalen als bisher zu ermöglichen. Solche Vorhersagen sind eine wichtige Grundlage für die Politik. Sie helfen, über notwendige Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu entscheiden", erklärt Riese. (vm/en-wid)