Psycho-Tipps aus dem Internet

Online-Ratgeber rund um die Gesundheit gibt es im Internet zuhauf. Einige davon verbreiten schlicht Fehlinformationen, aber es gibt auch hilfreiche Angebote.


Die Zahl der psychologischen und psychotherapeutischen Ratgeberseiten im Internet wächst. Bis hin zur Online-Therapie reichen die Angebote. Das birgt Risiken, aber auch Chancen für Patienten und für Therapeuten, so Professor Christiane Eichenberg, Psychologin und Psychotherapeutin an der Sigmund Freud Privat Universität Wien und ihre Kollegin Dr. Birgit Stetina.

Erstes Risiko: Nicht alle Seiten zum Thema sind auch verlässlich. "Wenn etwa Essstörungen als unheilbar bezeichnet werden, so ist dies eine gravierende Fehlinformation, die Ratsuchende resignieren lässt", so Eichenberg in der Fachzeitschrift "PiD Psychotherapie im Dialog" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart). Auffallend sei auch, dass viele Informationsseiten von Pharmaherstellern gesponsert würden. Entsprechend häufig werde dort auf medikamentöse Therapiemöglichkeiten verwiesen.

Aber auch korrekte und ausgewogene Info-Seiten können Hilfesuchende mit psychologischen Fachausdrücken überfordern oder zu fragwürdigen Selbst-Diagnosen führen. Eichenberg hält es generell für einen Fehler, Patienten mit einer psychologischen Diagnose allein zu lassen. Doch auch bei Online-Angeboten, bei denen Diagnose und Therapie im Kontakt mit einem Fachmann stattfinden, tun sich laut der Expertin Stolperfallen auf: "Der unmittelbare klinische Eindruck, der in einer Face-to-Face-Situation nicht wegzudenken ist, ist online nicht verfügbar."

Bei jeder Therapie kann es zu Kunstfehlern kommen oder die Wirkung kann aus anderen Gründen ausbleiben. Wie die Online-Therapie hier im Vergleich zur "analogen" Therapie von Angesicht zu Angesicht abschneidet, ist noch nicht bekannt. Die Autorinnen empfehlen deshalb dringend eine systematische Forschung. Denn trotz aller Kritik gehen die Wiener Psychologinnen davon aus, dass Online-Anwendungen in der Psychotherapie durchaus auch positive Seiten haben und sich weiter verbreiten werden.