Paralympics: Computer passt Prothese an

Viele teure Versuche, bis es wirklich passt: Dieses Problem haben körperbehinderte Radsportler bisher beim Anpassen einer Prothese. Doch Wissenschaftler haben eine Testprothese entwickelt, die eine individuelle, optimale Anpassung ermöglicht. Davon sollen bereits körperlich beeinträchtigte Radsportler bei den Paralympics in Rio de Janeiro profitieren.


Viele teure Versuche, bis es wirklich passt: Dieses Problem haben körperbehinderte Radsportler bisher beim Anpassen einer Prothese. Doch Wissenschaftler haben eine Testprothese entwickelt, die eine individuelle, optimale Anpassung ermöglicht. Davon sollen bereits körperlich beeinträchtigte Radsportler bei den Paralympics in Rio de Janeiro profitieren.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart haben gemeinsam mit der Uniklinik Freiburg und der Radsport-Abteilung des Deutschen Behindertensportverbands DBS unter Leitung von PD Dr. med. Anja Hirschmüller vom Universitätsklinikum Freiburg einen mobilen biomechanischen Messplatz samt einer Testprothese aufgebaut. Damit gehört das bisherige handwerkliche System von "Trial and Error" der Vergangenheit an. "Die Testprothese ermöglicht es uns, die individuell optimale Anpassung zu finden", so IPA-Mitarbeiter Florian Blab. "Somit heben wir die subjektive Wahrnehmung des Sportlers erstmals auf eine wissenschaftliche Ebene."

Die Sportler sitzen im Bewegungslabor auf einem Rad-Ergometer. Sie sind mit Markern bestückt. Während sie in die Pedale treten, bestimmen acht bis zwölf Infrarotkameras die Position der Marker auf einen halben Millimeter genau. Sensoren in den Pedalen messen die Kräfte, die der Sportler ausübt in allen drei Raumrichtungen. "Aus diesen Daten können wir auf die Gelenkkräfte schließen, ebenso auf die Leistung der Muskeln", sagt Blab.

Um die Prothese perfekt einzustellen, übertragen die Forscher die erfassten Daten zunächst in eine Software. Das Programm simuliert die möglichen Einstellungen und ermittelt die drei oder vier besten. Diese testen die Wissenschaftler wiederum im realen Versuch mit dem Sportler. Mit der Testprothese können sie die Einstellungen schnell und einfach ändern, ohne die künstlichen Gliedmaße wechseln zu müssen.