Wenn Viren die Flatter machen

Graf Dracula lässt grüßen: Fledermäuse treiben allem Anschein nach nicht nur in Vampirfilmen ihr Unwesen. Denn die Nacht-aktiven Tiere übertragen offenbar auch Influenza-ähnliche Viren. Das jedenfalls haben Wissenschaftler jetzt herausgefunden.


Graf Dracula lässt grüßen: Fledermäuse treiben allem Anschein nicht nur in Vampir-Filmen ihr Unwesen. Denn die Nacht-aktiven Tiere übertragen offenbar auch Influenza-ähnliche Viren. Bislang ist nur bekannt gewesen, dass alle bekannten Grippeviren vom Typ Influenza A ihren Ursprung in Wasservögeln haben. Nun allerdings zeigt erstmals ein Forscherteam des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Freiburg gemeinsam mit Wissenschaftlern aus der Schweiz und den USA, dass Influenza-ähnliche Viren auch in gewissen Fledermäusen aus Mittel- und Südamerika vorkommen.

Den Forschern ist es gelungen, die Viren im Labor nachzubauen. Bisherige Anstrengungen, die Viren aus dem Blut und Gewebe der Tiere zu isolieren, waren hingegen gescheitert. Mit den nachgebauten Viren ließen sich nicht nur Zellen von Fledermäusen, sondern auch Zellen von Hunden und Menschen infizieren. Ob eine tatsächliche Infektion von Tier zu Mensch möglich ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Die Studie wurde am 24. Oktober 2016 vorab in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) veröffentlicht.

Dass menschliche Zellen mit dem Fledermaus-Virus infiziert werden können, ist ein Hinweis darauf, dass die Viren möglicherweise auf den Menschen übertragbar sind. "Noch ist es zu früh für eine eindeutige Aussage, ob die Viren Artgrenzen überschreiten und den Menschen infizieren können. Aber unsere Erkenntnisse sollten ein Weckruf dafür sein, dieses Risiko genauer zu untersuchen", sagt Prof. Dr. Martin Schwemmle, Forschungsgruppenleiter am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg und Leiter der Studie.

Im Jahr 2012 wurde erstmals virales Erbgut in Fledermäusen aus Mittel- und Südamerika nachgewiesen, welches Ähnlichkeit zu InfluenzaViren besitzt. Doch bislang war es nicht gelungen funktionsfähige Viren aus dem Gewebe der Tiere zu isolieren. Daher konnten die Viren auch nicht im Labor erforscht werden. Die einzige Information, die den Wissenschaftlern zu Verfügung stand, war das Erbgut der Viren.

Fledermäuse sind eine bekannte Quelle für mehrere gefährliche Viren. Tödliche Krankheiten wie Ebola und Tollwut wurden in der Vergangenheit wiederholt von Fledermäusen auf den Menschen übertragen. "Fledermäuse gehören wie der Mensch zu den Säugetieren. Deshalb ist es besonders wichtig, herauszufinden, ob eine Gefahr von den Viren ausgeht", sagt Prof. Martin Schwemmle. Da bekommen es sicher auch hartgesottene Dracula-Fans mit der Angst zu tun.