Elektro-Impulse gegen Depressionen

Das Verfahren hört sich martialisch und altertümlich an, gehört aber zur modernen Schulmedizin und könnte vielen Menschen helfen: Forscher des Universitätsklinikums Freiburg haben den Effekt der sogenannten 'tiefen Hirnstimulation' - im Prinzip nichts weiter als gezielte Stromstöße - bei Patienten untersucht, die an einer Depression leiden. Mit großem Erfolg.


Das Verfahren hört sich martialisch und altertümlich an, gehört aber zur modernen Schulmedizin und könnte vielen Menschen helfen: Forscher des Universitätsklinikums Freiburg haben den Effekt der sogenannten "tiefen Hirnstimulation" - im Prinzip nichts anderes als gezielte Stromstöße - bei Patienten untersucht, die an einer Depression leiden. Mit großem Erfolg.

Die erste publizierte Langzeitstudie zu der Therapieform ergibt, dass die Symptome von Patienten mit bislang nicht behandelbaren, schwersten Formen von Depression über mehrere Jahre gelindert oder sogar behoben werden konnten. Sieben der acht Patienten hatten bei kontinuierlicher Stimulation bis zum Beobachtungszeitpunkt nach vier Jahren anhaltende Verbesserungen der Symptome. Und die Therapie blieb über die gesamte Zeit gleich wirksam. Auftretende leichte Nebenwirkungen ließen sich durch eine Anpassung vermeiden. Manche Patienten litten kurzzeitig unter verschwommenem Sehen oder unter Doppelbildern. Bei keinem Patienten aber waren laut der Wissenschaftler Persönlichkeitsveränderungen, Denkstörungen oder andere Nebenwirkungen zu beobachten.

"Der größte Teil der Patienten spricht auf die Therapie an. Einzigartig ist, dass sie dies auch dauerhaft tun. Andere Therapieformen verlieren oft im Laufe der Zeit ihre Wirksamkeit. Damit ist die Tiefe Hirnstimulation ein vielversprechender Ansatz für Menschen mit bisher nicht behandelbarer Depression", sagt Studienleiter Prof. Dr. Thomas Schläpfer.

Die tiefe Hirnstimulation ist ein auf leichten elektrischen Reizen basierendes Verfahren, mit dem präzise gewählte Bereiche des Gehirns beeinflusst werden können. Die Ärzte implantieren hauchdünne Elektroden und stimulieren einen Hirnbereich, der an der Wahrnehmung von Freude beteiligt und damit auch für Motivation und Lebensqualität von Bedeutung ist. Die Wirksamkeit der Methode soll jetzt in einer größer angelegten Studie mit 50 Patienten bestätigt werden.