Bei alten Mülldeponien Gas abzapfen

Allein beim Gedanken an alte Mülldeponien rümpfen die meisten Leute schon die Nase. Der Abfall, der dort vor sich hin vegetiert, hat aber auch seine nützliche Seite. So wollen beispielsweise Geotechniker der Bochumer Technischen Hochschule Georg Agricola dort gezielt Gas abzapfen.


Allein beim Gedanken an alte Mülldeponien rümpfen die meisten Leute schon die Nase. Der Abfall, der dort vor sich hin vegetiert, hat aber auch seine nützliche Seite. So wollen beispielsweise Geotechniker der Bochumer Technischen Hochschule Georg Agricola dort gezielt Gas abzapfen. "Allein in Deutschland gibt es rund 106.000 Altablagerungen. Bei einem Großteil kann man davon ausgehen, dass sie noch immer biologisch aktiv sind", erklärt Prof. Dr. Frank Otto von der privaten Uni. Seinen Berechnungen zufolge kann eine geeignete Deponie bis zu 250.000 Euro jährlich erwirtschaften. Das Deponiegas dient dann der Strom-Erzeugung.

Der Geotechniker erklärt das Vorgehen: Mit gezielten Bohrungen saugen die Wissenschaftler methanhaltiges Deponiegas ab, damit frischer Sauerstoff einströmen kann. "Das organische Material wird dadurch kontrolliert zersetzt - zum Teil durch Sauerstoff-liebende Bakterien, teils durch Bakterien, die ohne Sauerstoff auskommen." Gerade bei größeren Deponien reicht die Menge dort theoretisch, um über einen Zeitraum von 10 bis 25 Jahren Kleinkraftwerke zu versorgen.

1,5 Millionen Euro müssen Verantwortliche pro Deponie investieren, um auf diese Weise an das lukrative Gas zu gelangen. Wenn das Gas nach Jahrzehnten dann soweit "abgeerntet" ist, kann die Deponie geöffnet werden und endlich das 'Urban Mining' beginnen. Professor Otto: "Beim so genannten städtischen Bergbau werden alte Müllhalden noch mal zu ergiebigen Rohstoffminen, aus denen sich wertvolle Ressourcen wie Eisen oder Kupfer und Energierohstoffe gewinnen lassen." (vm/en-wid)