Mehr Hilfe für Menschen mit geistiger Behinderung bei der Krebsvorsorge

Eine Studie der Ärztekammer Nordrhein zeigt, dass geistig behinderte Patienten deutlich mehr Hilfe bei der Krebsvorsorge benötigen, als sie aktuell erhalten.


Krebsvorsorge. Ein Thema, das noch immer zu einem der großen Tabuthemen in unserer Gesellschaft gehört. Kaum einer möchte darüber sprechen, zu wenige wagen den Schritt zum Arzt. Und das, obwohl gesunden Menschen alle Möglichkeiten offen stehen. Für Menschen mit geistiger Behinderung und deren Angehörige schaut das schon ein wenig anders aus, wie nun eine Studie der Ärztekammer Nordrhein offenbart. "Unsere Studie zeigt, dass die ambulante Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung wie auch von ihren Angehörigen und Betreuern in den Werkstätten allgemein als gut wahrgenommen wird", sagt Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein. Dagegen nähmen Menschen mit geistiger Behinderung zum Beispiel Krebsfrüherkennungen deutlich seltener in Anspruch als der Durchschnitt der Bevölkerung. Henke: "Wir brauchen daher dringend Informationsmaterial in Leichter Sprache über Nutzen, Risiken und Grenzen von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. Die Informationen brauchen wir in unterschiedlichen Sprachen, damit wir auch Menschen mit geistiger Behinderung und Migrationshintergrund gut informieren können." Die Ärztekammer Nordrhein wird als eine Konsequenz aus der Studie ab Herbst 2018 Fortbildungsveranstaltungen zum Thema "Leichte Sprache in der Arzt-Patienten-Kommunikation" anbieten.

Geistig behinderte Patienten müssen in der Regel zu Arztterminen begleitet werden. Daher sollte es berufstätigen Angehörigen möglich sein, zum Beispiel unbürokratisch auf Stundenkontingente für solche Anlässe zuzugreifen. Betreuer aus Wohneinrichtungen, die Menschen mit geistiger Behinderung zum Arzt begleiten, müssten durch Ersatzpersonal entlastet werden. "Bestehen Probleme, eine ärztliche Untersuchung überhaupt zu erreichen, sollten Angehörige oder Betreuer auf flexible und kostenfreie Transportmöglichkeiten zurückgreifen können. Wir können die Teilnahme an den Krebsfrüherkennungsuntersuchungen nur steigern, wenn wir die Barrieren, die die Inanspruchnahme verhindern, konsequent abbauen", so Henke.