Angeborener Herzfehler: Falsche Selbsteinschätzung ist ein großes Risiko

Junge Patienten mit angeborenem Herzfehler schätzen ihre eigene Gesundheit oft falsch ein. Sie fühlen sich fit und im Alltag kaum beeinträchtigt - was schlimme Folgen haben kann.


Junge Patienten mit angeborenem Herzfehler schätzen ihre eigene Gesundheit oft falsch ein. Sie fühlen sich fit und im Alltag kaum beeinträchtigt - was schlimme Folgen haben kann.

Die meisten Patienten mit angeborenen Herzfehlern im Alter zwischen zehn und 30 Jahren bezeichnen ihre eigene Gesundheit als gut bis sehr gut. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) geförderte Studie des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler.
Es sei zwar grundsätzlich erfreulich, dass die Patienten ihren Gesundheitszustand so positiv bewerten, sagt Paul Helm, Psychologe und einer der Autoren der Studie. "Trotzdem hat uns das Ergebnis auch beunruhigt. Schließlich geht es um schwere chronische Erkrankungen, die mit erheblichen Beeinträchtigungen verbunden sind und eine kontinuierliche medizinische Vorsorge und Betreuung erfordern." Wird die eigene Gesundheit falsch eingeschätzt und daher die notwendige Gesundheitsvorsorge vernachlässigt, kann das zu lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen führen.

Helfen könnten den Experten zufolge Unterstützungsangebote durch Sozialarbeiter oder Psychologen, die allerdings bisher kaum von den Patienten zwischen zehn und 30 Jahren wahrgenommen werden. Nur 6,5 Prozent der Patienten gaben an, solche Angebote genutzt zu haben. Dabei kann die professionelle Unterstützung helfen, mit dem Herzleiden richtig umzugehen. Die Patienten, die psychosoziale Unterstützung erhalten haben, beurteilten ihre Gesundheit und die damit verbundenen alltäglichen Schwierigkeiten durchaus realistischer als der Durchschnitt. "Ein zentrales Ziel ist es deshalb, in den Köpfen fest zu verankern, dass es alles andere als schwach, verrückt oder uncool ist, sich professionelle Hilfe zu holen", wünscht sich Dr. Ulrike Bauer, Ärztin und Geschäftsführerin des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler. Denn von sich aus geeignete Hilfe anzufordern, ist laut der Ärztin der Schlüssel zu einer guten Lebensqualität. Adressen von seriösen Unterstützungsangeboten gibt es beim behandelnden Arzt und beim Bundesverband Herzkranke Kinder e. V.