Neue Waffe gegen Darmkrebs

Darmkrebs verursacht erst in einem späten Stadium deutliche Beschwerden. Ab dann gestaltet sich eine Behandlung allerdings schwierig. Heilungschancen sinken. Forscher arbeiten nun an einer neuen Behandlungs-Strategie.


Darmkrebs verursacht erst in einem späten Stadium deutliche Beschwerden. Ab dann gestaltet sich eine Behandlung allerdings schwierig. Heilungschancen sinken. Forscher arbeiten nun an einer neuen Behandlungs-Strategie. Mit ihr sollen auch fortgeschrittene Darmkrebserkrankungen besser geheilt werden können. Mit 382.000 Euro fördert die Deutsche Krebshilfe das Projekt der Forscher.

Ihr Ansatz: Sogenannte monoklonale Antikörper unterstützen das Immunsystem und hemmen so krebsfördernde Signale. Das Immunsystem ist in der Lage, kranke Körperzellen wie etwa bösartige Krebszellen zu erkennen. In manchen Fällen bedarf es aber der zusätzlichen Hilfe aus dem Labor - hier kommen Immuntherapien ins Spiel. Eine Form der Immuntherapie ist die Behandlung mit künstlich hergestellten Eiweißmolekülen, den monoklonalen Antikörpern. Ihr Wirkprinzip: Die therapeutischen Antikörper können Krebszellen anhand ihrer individuellen Oberflächenmerkmale erkennen und heften sich an sie. Angelockte Immunzellen sollen dann die markierten Krebszellen zerstören.

Doch die Antikörper können noch mehr: Haben sie sich erstmal an die Krebszelle angeheftet, stoppen sie deren Wachstum. Möglich wird das durch ein Molekül, das auf der Oberfläche der Krebszellen sitzt. Dort dient es als eine Art Antenne, die Wachstumssignale aus der Umgebung oder von anderen Zellen empfängt und an die Schaltzentrale im Inneren der Zelle weiterleitet. Durch die Antikörper wird der Empfang gestört - die Krebszelle erhält keine Signale mehr und stellt ihr Wachstum ein.

Problem: Fast die Hälfte aller Darmkrebspatienten spricht auf die Antikörpertherapie nicht an. Und selbst bei Betroffenen, die anfänglich noch auf die Behandlung ansprechen, verlieren die Antikörper im Laufe der Zeit fast ausnahmslos ihre Durchschlagskraft. Grund für diese Resistenzen ist ein weiteres Oberflächenmolekül. Dieses steuert ebenfalls Prozesse wie Zellwachstum und Überleben und tritt unter anderem auf den Plan, wenn das schützende Molekül ausfällt.

Hier setzt die neue Strategie an: Professorin Dr. Monilola Olayioye und Professor Dr. Roland Kontermann vom Institut für Zellbiologie und Immunologie der Universität Stuttgart haben sich zum Ziel gesetzt, der Antikörpertherapie zu neuer Durchschlagskraft zu verhelfen. "Wir wollen einen doppelt wirksamen Antikörper herstellen", sagt Olayioye. Der soll beide Moleküle hemmen. Damit könne eine neue wirksame therapeutische Strategie vor allem für Patienten geschaffen werden, bei denen die bisher gängigen Methoden versagt hätten.