Mit der Depression schwindet die Erinnerung

Depressionen machen immer mehr Menschen zu schaffen. Während einer depressiven Phase verringert sich auch die Fähigkeit des Gehirns, neue Nervenzellen zu bilden. Wie sich das auf unser Gedächtnis auswirkt, haben jetzt Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum mit einem Computermodell untersucht.


Depressionen machen immer mehr Menschen zu schaffen. Während einer depressiven Phase verringert sich auch die Fähigkeit des Gehirns, neue Nervenzellen zu bilden. Wie sich das auf unser Gedächtnis auswirkt, haben jetzt Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum mit einem Computermodell untersucht.

Dass Menschen sich in depressiven Phasen schlechter an aktuelle Ereignisse erinnern, war bereits bekannt. Im Modell waren jedoch auch ältere Erinnerungen betroffen. Wie weit die Gedächtnisprobleme zurückreichten, hing von der Länge der depressiven Phase ab. Das Team um den Neuroinformatiker Prof. Dr. Sen Cheng publizierte die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Plos One vom 7. Juni 2018.

Bei einer schweren Depression können Patienten unter so starken kognitiven Einschränkungen leiden, dass man in manchen Fällen von einer Pseudo-Demenz spricht. Anders als bei der klassischen Form der Demenz verbessert sich das Erinnerungsvermögen allerdings wieder, wenn die depressive Phase abklingt. Um diesen Prozess zu verstehen, entwickelten die Bochumer Forscher ein Computermodell, das die Besonderheiten des Gehirns von Patienten mit einer Depression widerspiegelt. Sie testeten, wie gut das Modell in der Lage ist, sich neue Dinge einzuprägen und bereits gespeicherte Erinnerungen abzurufen.

Wie bei echten Patienten wechselten sich auch in dem Computermodell depressive Phasen und Phasen ohne Symptome ab. Dabei bezogen die Forscher mit ein, dass Menschen in einer depressiven Phase weniger neue Nervenzellen bilden als in einer symptomfreien Phase.

Wie die Forscher erwartet hatten, konnte das Computermodell Erinnerungen genauer abrufen, wenn der zuständige Teil des Gehirns viele neue Nervenzellen bilden konnte. Wurden weniger neue Nervenzellen gebildet, war es schwieriger für das Gehirn, ähnliche Erinnerungen zu unterscheiden und getrennt abzurufen.

Das Modell hatte aber nicht nur Probleme, aktuelle Erinnerungen während einer depressiven Phase abzurufen. Es fiel ihm auch schwerer, auf Erinnerungen zurückzugreifen, die vor der Depression entstanden waren. Je länger eine depressive Phase andauerte, desto weiter zurückliegende Erinnerungen waren betroffen.