Dem Gähnen auf der Spur

Kinder lernen schon früh, beim Gähnen immer die Hand vor den Mund zu halten. Doch warum fühlen wir uns eigentlich oft müde und schlapp?


Kinder lernen schon früh, beim Gähnen immer die Hand vor den Mund zu halten. Doch warum fühlen wir uns eigentlich oft müde und schlapp - und reißen dann den Mund weit auf? "Das Konglomerat aus Stress, Angst und Bewegungsmangel raubt uns den Schlaf", erklärt Professor Ingo Fietze, Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums der Berliner Charite, im Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau".

Experten unterscheiden zwischen Müdigkeit (Fatigue) und Schläfrigkeit (Sleepiness). Während sich die Müden tagsüber erschöpft und überfordert fühlen, nicken die Schläfrigen vor allem in monotonen Situationen schnell ein. "Während Müdigkeit oft psychische Ursachen hat, etwa Stress und depressive Verstimmungen, ist Schläfrigkeit eher organisch begründet: zum Beispiel durch Schlafapnoe, also nächtliche Atemstillstände", erläutert Dr. Hans Günter Weeß, Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin.

Die meisten Betroffenen ahnen, warum sie nachts zu kurz oder schlecht schlummern. Vielleicht gehen sie einfach nur zu spät ins Bett und bekommen so nicht auf 7,5 bis acht Stunden Schlaf pro Nacht, um erholt in den Tag zu starten. Üppiges Essen, Koffein, Stress oder Sorgen, Handy- und Fernsehkonsum können ebenfalls Auslöser sein.

Wichtig ist es jedoch, den Ursachen für die Müdigkeit auf den Grund zu gehen. Denn hinter ständigem Gähnen und fehlender Konzentration können sich auch Erkrankungen verbergen. Die Liste reicht von Eisenmangel über eine Schilddrüsenunterfunktion bis hin zu Herz-, Leber- und Nierenleiden oder Krebs. Auch Apnoe kann gefährlich werden, da es Schlaganfälle und Herzinfarkte begünstigt.

"Es ist immer eine Herausforderung, den Grund für Müdigkeit zu finden, weil sie so viele mögliche Ursachen haben kann", sagt Weeß, der im Schlaflabor dazu forscht. "Aber in 90 Prozent der Fälle sind wir erfolgreich."