Honda e: Stromer mit Kuschelfaktor

Mit dem Honda e rollte im vergangenen Jahr das erste rein batterieelektrische Fahrzeug des japanischen Automobilherstellers auf den Markt. Konzipiert und gebaut für den Einsatz in der Stadt, muss der kraftvolle Zwerg mit einem 136 oder 154 PS starken Elektromotor nur einen überschaubaren Radius abdecken. Wie das Zusammenleben mit dem sympathischen Vollzeitelektriker im Alltag klappt, hat der Motor-Informations-Dienst (mid) mit der stärkeren Motorisierung getestet.


Mit dem Honda e rollte im vergangenen Jahr das erste rein batterieelektrische Fahrzeug des japanischen Automobilherstellers auf den Markt. Konzipiert und gebaut für den Einsatz in der Stadt, muss der kraftvolle Zwerg mit einem 136 oder 154 PS starken Elektromotor nur einen überschaubaren Radius abdecken. Das spart Ressourcen durch einen kleinen Akku, der eine maximale Reichweite von 210 Kilometern abdecken soll. Wie das Zusammenleben mit dem sympathischen Vollzeitelektriker im Alltag klappt, hat der Motor-Informations-Dienst (mid) mit der stärkeren Motorisierung getestet.

Elektroautos kommen zunehmend auf Touren. So wurden 2020 in Deutschland gegenüber dem Vorjahr 206 Prozent mehr rein batterieelektrische PKW zugelassen. Das ist kein Zufall. Die Bundesregierung hat im Zuge des 130 Milliarden schweren Corona-Konjunkturpaketes auch die Fördergelder für Elektroautos erhöht. Zusammen mit dem verdoppelten Bundesanteil von 6.000 Euro und je nach Herstelleranteil sind mehr als 9.000 Euro als Innovationsprämie drin. Das zählt.

Überzeugungskünste zusätzlicher Art fährt Honda mit dem knuddeligen "e" auf. Der 3,89 Meter lange, vollelektrische Japaner strahlt mit seinem rundlichen Design ohne Kanten, aber mit Kuschelfaktor weitaus mehr Emotionalität aus als manch anderer Kleinwagen. Freundlich schaut er aus den kugelrunden Frontscheinwerfern in eine Welt, die glaubt, auf der Suche nach umweltverträglichen Mobilitätslösungen auf dem richtigen Weg zu sein.

Viel richtig gemacht haben die Honda-Ingenieure jedenfalls im Inneren des "e", der vorne mit einem großzügigen Raumgefühl aufwartet, während die Passagiere hinten eng auf Kuschelkurs gebracht werden. Mehrere nach Lust und Laune verschiebbare Displays nehmen die ganze Breite des Armaturenbretts ein. Auf Seitenspiegel wird verzichtet. Stattdessen projizieren Miniaturkameras in den Türen ihre Bilder vom rückwärtigen Verkehrsgeschehen in zwei dem Fahrer zugeneigte Monitore.

Auf Wunsch gibt es auch einen digitalen Innenspiegel mit Kamerabild, das von einer Heckkamera gespeist wird und ein extrem breites Bild des Verkehrs hinter dem Auto zeigt. Das ist gewöhnungsbedürftig. Wem als Brillenträger der Abstand zu gering ist, der kann bei diesem Spiegel mühelos per Knopfdruck vom analogen zum digitalen Bild wechseln. In jedem gelingt das Manövrieren vor und zurück mit einem Wendekreis von nur 8,6 Metern leicht, zur Not findet der Kleine findet auf Knopfdruck auch selbst seinen Weg. Ein Stadtauto der Extraklasse.

Wie bei allen Elektroautos steht das maximale Drehmoment des 154 PS starken Elektromotors sofort parat. 315 Newtonmeter wirken auf die Hinterräder und sorgen für eine überzeugende und ruckfreie Beschleunigung in 8,3 Sekunden von null auf 100 km/h. Der Fahrmodus "Sport" lässt dem Fahrspaß freien Lauf, wobei sich der straff gefederte E-Zwerg wunderbar durch Kurven treiben lässt, ohne nervös zu werden. Der Normalmodus hingegen sorgt mit gedämpftem Ansprechverhalten für eher ruhiges und entspanntes Fahren.

Besser ist es. Die von Honda gezielt klein gehaltene 35,5 kWh-Batterie bedeutet zwar weniger Kosten bei der Anschaffung und weniger Gewicht, dafür ist die Reichweite mit 210 Kilometern (nach WLTP und nur zwölf Kilometer weniger als bei der schwächeren Motorisierung) sehr überschaubar. Selbst eine betont vorsichtige Fahrweise und die Aktivierung des "One Pedal Driving", über die das Fahrzeug intensiv rekuperiert, sobald man den Fuß vom Pedal löst, können das Bibbern, wie weit man mit der Energie tatsächlich noch kommt, nicht verhindern.

Immerhin lässt sich der Honda e über die unter einer Klappe auf der Fronthaube versteckte Öffnung an einer hierzulande leider noch raren Gleichstromsäule mit bis zu 56 kW binnen 30 Minuten aufladen. Gönnt man ihm eine 7,4 kW-Wallbox, nuckelt der Kleine rund vier Stunden, an einer einfachen Haushaltssteckdose lässt er sich gerne rund 19 Stunden Zeit. Fährt man am Tag tatsächlich nicht weitere Strecken als etwa 50 Kilometer und lädt nachts auf, könnte der Honda tatsächlich zum charmanten Alltagsbegleiter avancieren.

Begleitpersonen sollten allerdings besser nicht alle erwachsen sein und möglichst mit wenig Gepäck einsteigen. Im Fond des Fünftürers geht es nämlich etwas beengt zu und das Kofferräumchen bietet mit 171 Liter Volumen Platz für maximal das Ladekabel, einen kleinen Trolley und etwas Garderobe. So gesehen, ist der kleine Honda der ideale Stromer für die Stadt. Mit einem Manko. Mit knapp 34.000 Euro schon für die Basisversion ist er leider selbst nach Abzug der Förderung noch reichlich teuer.

Solveig Grewe / mid

Technische Daten Honda e:

- Maße: Länge 3,89 / Breite 1,75 / Höhe 1,51 Meter

- Antrieb: Elektromotor, 113 kW/154 PS, 315 Nm max. Drehmoment

- Batteriekapazität / Reichweite nach WLTP: 33,5 kWH / 210 km

- Ladeleistung: AC bis 6,6 kW, DC bis 56 kW

- Fahrleistungen: 8,3 s von 0 auf 100 km/h, Höchstgeschwindigkeit 145 km/h

- Verbrauch: 17,8 kW/100 km

- Preis: ab 33.850 Euro

- Testwagen-Preis: 38.666 Euro