Zu Hause sterben - Wie Sie einen Menschen auf der letzten Reise begleiten können

Viele ältere Menschen in Deutschland hegen den Wunsch, in den eigenen, vertrauten vier Wänden sterben zu dürfen, anstatt in einem fremden und unpersönlichen Krankenhausbett zu liegen. Einfach im Lieblingssessel zu sitzen, im eigenen Bett schlafen gehen, die vertrauten Geräusche hören und die vertrauten Dinge sehen.

Das ist nicht nur verständlich, das ist auch ganz einfach möglich und mit sehr viel weniger Mehraufwand verbunden, als viele Menschen denken.
Nachdem die Frage der Aufsicht und Pflege nämlich geklärt ist, ist das betreute Sterben Zuhause ebenso möglich, wie in einem Hospiz oder in einem Krankenhaus.
Hierbei können Sie natürlich ambulante Hilfe bekommen und sollten diese auch nutzen.
Sie haben ebenfalls einen Angehörigen, der den Wunsch geäußert hat, zu Hause zu sterben und fragen sich, an wen Sie sich wenden können, was Sie wissen und tun müssen und ob Sie dies leisten können? Oder vielleicht sind auch Sie derjenige, der gern in den eigenen vier Wänden sterben möchte?
In beiden Fällen finden Sie Antworten in diesem Artikel.

Vorkehrungen treffen - in beiden Fällen

Wer zu Hause sterben möchte, der sollte einige Vorkehrungen treffen. Auch schon lange bevor der Ernstfall eintritt. Denn einmal im Krankenhaus eingeliefert und schwach dort liegend ist es schwer, dies noch zu ändern. Eine Patientenverfügung vom Arzt kann im Normalfall helfen, Ihren Wunschort zu bekommen. Auch ein Testament kann hier nützlich sein.
Doch auch der Pflegende sollte sich dieser Aufgabe nicht annehmen, ohne weitere Vorkehrungen zu treffen und sich gut darauf vorzubereiten. Denn so sehr man einem geliebten Menschen im Anblick des Todes auch nahe sein möchte - einen Menschen beim Sterben zu begleiten kann die emotionale Gefühlspalette rauf und runtergehen. Es kann - und wird - wunderschöne Momente geben, es kann - und wird sehr wahrscheinlich … - jedoch auch sehr schwierige Momente geben. Der Sterbende wird sich optisch verändern, vielleicht sogar geistig. Diese emotionale Zeit kann viel hervorbringen und das neben der sowieso schon fordernden Aufgabe, rund um die Uhr für einen Menschen zu sorgen. Gerade hierfür ist es wichtig, dass der Pflegende nicht rund um die Uhr alleine ist. Dies ist eine zu große Last. Sorgen Sie dafür, dass die Pflege aufgeteilt wird, dass Profis vor Ort sind und dass Sie über Belastbarkeitsgrenzen ehrlich sprechen.
Viele ältere Menschen möchten Ihren Angehörigen nicht zu Last fallen - doch mit einem ehrlichen Gespräch kann dies vermieden werden und der Wunsch danach, zu Hause zu sterben kann dennoch erfüllt werden.

Dinge die Sie tun können, wenn Sie einen Menschen beim Sterben begleiten

Reden. Dies ist einer der wichtigsten Bestandteile Ihrer Aufgabe, wenn Sie sich dazu entschlossen haben, einen Menschen auf seiner oder ihrer letzten Reise zu begleiten. Denn Redebedarf gibt es in jedem Fall. Ob dies die Angst vor dem Bevorstehenden ist, die Frage nach unerledigten Aufgaben oder ein gemeinsamer Rückblick auf vergangene Tage.
Geben Sie dem Sterbenden das Gefühl, dass er oder sie nicht alleine ist, es jedoch sein darf, wenn gewünscht.
Eine weitere Aufgabe könnte das Ermuntern zum Schreiben des Testamentes sein. Dieses ist wichtig, um Erbangelegenheiten zu klären, jedoch ebenso um zu erfahren, wie der Sterbende bestattet werden möchte.

Bestattungsformen vom Friedhofsgrab bis zur Diamantbestattung

Die Frage nach der Bestattung ist wohl eine der wichtigsten am Sterbebett. Die letzte Ruhestätte zu wählen ist eine wichtige Entscheidung und sollte wenn möglich bereits lange vor dem Ableben getroffen sein.
Ist dies jedoch nicht der Fall, so können Sie am Sterbebett die letzten Wünsche des Sterbenden erfahren um diese so nach seinem Ableben an seiner statt durchzusetzen.
Sicher ist es auch hilfreich, wenn Sie sich vorher über mögliche Bestattungsformen informieren. Es gibt neben dem Friedhofsbegräbnis inzwischen beispielsweise auch die Kremation mit anschließender Seebestattung der Asche, eine Beisetzung im Wald und sogar Weltall oder die Diamantbestattung. Bei einer Diamantbestattung wird die Kremationsasche unter großem Druck und starker Hitze zu einem Diamanten gepresst, der anschließend als Stein oder Schmuckstück in den Familienbesitz übergehen kann. So kann der Verstorbene nicht nur nah bei Ihnen bleiben, er findet seine letzte Ruhe auch in einem wertvollen und edlen Stück, an dem Sie noch lange Ihre Freude haben werden. Dieser Prozess kann in Deutschland nur über einen ausländischen Dienstleister angeregt werden, da Sie selbst die Asche eines Verstorbenen in Deutschland nicht ausgehändigt bekommen.
Die Frage der Bestattung sollte, wenn möglich immer vor dem Ableben eines Menschen geklärt werden und schriftlich festgehalten werden. Nur so können Sie nach dem Tod Ihres Angehörigen seine Wünsche wahr werden lassen.

Denken Sie auch mal an sich

Ein weiterer, wichtiger Punkt bei der Sorge um einen Sterbenden Menschen sind Sie selbst. Holen Sie sich Hilfe! Es gibt die so genannte SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung), die sich mit solchen Situationen bestens auskennt und für Sie und den Sterbenden da ist. Hier können Fragen gestellt werden, Emotionen beruhigt und Organisatorisches besprochen werden. Das Team bereitet Angehörige außerdem auf die kommenden Erfahrungen vor. Dinge wie der rasselnde Atem kurz vor dem Tod, können erschreckend sein, sind jedoch für den Sterbenden gar nicht schlimm und völlig normal. Es ist gut, solche Dinge vorher zu wissen, um nicht kalt von ihnen überrascht zu werden.
Zusätzlich bietet es sich an, eine Putzfrau oder Köchin zu engagieren.
Viele Angehörige möchten am liebsten alles selbst machen und denken, sie ließen Ihre Lieben im Stich, wenn sie Aufgaben abgeben. Tatsächlich gilt jedoch hier, was so oft gilt im Leben: Wer nicht an sich selbst denkt, der hat auch keine Kraft mehr zum Geben. Und gerade am Sterbebett ist es schließlich das, was Sie tun möchten: Geben.
Holen Sie sich Hilfe und achten Sie außerdem darauf, hier und da mal eine Stunde ganz für sich zu sein und - wenn irgend möglich - das Haus zu verlassen (ohne dabei schnell einkaufen zu gehen). Atmen Sie und beschäftigen Sie sich mit ihren eigenen Emotionen. Diese sind ebenso wichtig und dürfen absolut gefühl werden. Wenn nötig, holen Sie sich auch seelische Unterstützung. Dies kann ein Freund oder ein Therapeut sein. Je besser Sie sich selbst fühlen, desto besser können Sie auch für Ihre Lieben da sein.

Allein sterben oder nicht?

Eine immer wieder gestellte Frage ist die, ob Menschen alleine sterben oder nicht. Und die Antwort darauf ist: Manche ja, manche nein. Mitarbeiter des SAPV erzählen immer wieder von Fällen, wo der Sterbende schon nicht mehr ansprechbar war und reglos da lag, jedoch erst starb, als ein bestimmtes Familienmitglied durch die Tür kam. In anderen Fällen jedoch (und diese treten ebenso häufig auf!) sterben die Menschen genau dann, wenn alle anderen den Raum kurz verlassen haben. Sollte dies eintreten, machen Sie sich keine Vorwürfe. Der Sterbende ist nicht allein, nur weil Sie mal eben auf der Toilette waren. Tatsächlich scheint das Sterben ein so intimer und persönlicher Prozess zu sein, dass manche Menschen dies nur alleine können. Die SAPV Mitarbeiter erzählen auch immer wieder von älteren Menschen, die sich wünschen, mal einen Moment allein zu sein, damit ihre Familie ihnen eben nicht beim Sterben zusehen muss. Beide Varianten kommen vor und beide sind okay. Sie sollten sich weder Vorwürfe machen, noch es dem Sterbenden krumm nehmen. Diese letzte Reise kann eben nur allein beschritten werden und die Art und der Zeitpunkt der Verabschiedung ist nun einmal bei jedem Menschen anders.

Zu Hause sterben oder im Hospiz

Beides ist möglich und kann - mit etwas Vorlauf und Organisation - möglich gemacht werden. Bedenken Sie jedoch bei der Variante des zu Hause Sterbens, dass auch der Pflegende zwischendurch mal raus muss und nicht 24 Stunden lang wachen kann. Hierfür ist ein SAPV Team da. Sprechen Sie offen miteinander und sehen Sie, was für wen Sinn macht. Dann kann die begleitete letzte Reise ein wunderschöne in den eigenen vier Wänden werden.