Vier Tote bei Zusammenstößen im Kosovo: Belagerung von Kloster beendet
AFP24. September 2023, 21:05 UhrBRENNPUNKTE
Tödliche Zusammenstöße zwischen Polizisten und bewaffneten Angreifern haben die Spannungen im Norden des Kosovo angeheizt: Bei einem Angriff auf eine Patrouille wurde ein Polizist getötet. Bewaffnete Männer verschanzten sich später in einem Kloster.
Tödliche Zusammenstöße zwischen Polizisten und bewaffneten Angreifern haben die Spannungen im Norden des Kosovo am Sonntag angeheizt: Bei einem Angriff auf eine Patrouille wurde am Morgen ein Polizist getötet. Etwa 30 bewaffnete Männer verschanzten sich später stundenlang in einem Kloster, bevor das Innenministerium in Pristina am Abend mitteilte, das Gelände sei "nach mehreren Kämpfen" wieder unter Kontrolle der Behörden.
Die Unruhen hatten am frühen Morgen begonnen, als bei einem Angriff auf eine Patrouille nach Behördenangaben ein Polizist getötet und ein weiterer verletzt wurden. Später informierte die Polizei über "den Tod von drei Angreifern und die Festnahme von vier (zivilen) Verdächtigen".
Nach Angaben der kosovarischen Behörden hatte sich dann im Laufe des Tages die Lage rund um das nördlich der Stadt Mitrovica gelegene Kloster Banjska verschärft. Demnach verbarrikadierten sich dort zeitweilig etwa 30 bewaffnete Männer. Seit Sonntagnachmittag wurden sie von der Polizei umstellt.
Am Abend sagte Innenminister Xhelal Svecla mit Blick auf das Kloster: "Wir haben dieses Gelände wieder unter Kontrolle, nach mehreren Kämpfen." Es habe mehrere Festnahmen gegeben, eine große Zahl von Waffen und Ausrüstung sei sichergestellt worden.
Regierungschef Kurti zeigte auf einer Pressekonferenz Bilder von bewaffneten Männern in Tarnkleidung, die sich offenbar im Hof eines Klosters verschanzt hatten. Bei ihnen handele es sich "nicht um Zivilisten", sagte Kurti.
Laut Gesetz ist den kosovarischen Behörden der Zugriff in orthodoxen Kirchen und Klöstern nicht ohne Zustimmung der Kirche erlaubt - außer in Notfällen wie einem Brand oder einem Erdbeben. Die Nato-Friedenstruppe KFOR erklärte, dass sie "anwesend und bereit" sei "einzugreifen", falls sie darum gebeten werde.
Nach Angaben der zuständigen Diözese hielten sich in dem Kloster "eine Gruppe von Pilgern" aus der serbischen Stadt Novi Sad zusammen "mit einem Abt" auf. Zu ihrer Sicherheit hätten sich die Menschen in dem Gebäude eingeschlossen, nachdem "maskierte Männer in einem gepanzerten Fahrzeug das Kloster Banjska" gestürmt und gewaltsam das Tor aufgebrochen hätten.
Nach dem tödlichen Angriff auf die Patrouille sprach Regierungschef Kurti von einem "Terroranschlag". Er beschuldigte "Verantwortliche in Belgrad", logistische und finanzielle Unterstützung "für das organisierte Verbrechen" zu leisten.
Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani bezeichnete die Vorfälle als einen "Angriff" auf ihr Land. Sie bewiesen, "dass die von Serbien organisierten kriminellen Banden eine destabilisierende Wirkung haben". Osmani forderte die Verbündeten des Kosovo auf, das Land "in seinen Bemühungen um Frieden und Ordnung und die Wahrung der Souveränität über die gesamte Republik" zu unterstützen.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte im vormals Twitter genannten Onlinedienst X "den abscheulichen Angriff auf Polizeibeamte in Banjska im Norden des Kosovo". Die Verantwortlichen müssten "vor Gericht gestellt werden".
Serbiens Präsident Vucic wies die Anschuldigungen zurück. Er kündigte für den Abend eine Rede an, um "alle Lügen von Albin Kurti zu entlarven, der im Kosovo nur Chaos und Hölle schafft".
Das Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Zu den rund 1,8 Millionen Einwohnern des Kosovo zählen rund 120.000 Serben, die vor allem im Norden des Landes leben.
Seit Monaten nehmen die Spannungen im Norden des Kosovo wieder zu. Ein Auslöser war, dass die Regierung in Pristina im Mai beschlossen hatte, ethnisch-albanische Bürgermeister in vier Gemeinden mit serbischer Mehrheit einzusetzen. Bei darauf folgenden Ausschreitungen wurden unter anderem mehr als 30 Soldaten der Nato-Friedenstruppe KFOR verletzt.