Kinder vor einer Wand mit Geisel-Fotos in Tel Aviv Bild: AFP
Hoffnung auf Abkommen über Geisel-Freilassung wächst
AFP21. November 2023, 22:46 UhrBRENNPUNKTE
Die Hoffnung auf eine Freilassung dutzender von der radikalislamischen Hamas in den Gazastreifen verschleppter Geiseln wächst: Vermittler Katar und Hamas-Führer Ismail Hanijeh erklärten am Dienstag, ein Abkommen sei in Sicht.
Die Hoffnung auf eine Freilassung dutzender von der radikalislamischen Hamas in den Gazastreifen verschleppter Geiseln wächst: Vermittler Katar und Hamas-Führer Ismail Hanijeh erklärten am Dienstag, ein Abkommen sei in Sicht; Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warb vor seinem Kabinett um Zustimmung zu der Übereinkunft.
Es sei "eine schwierige Entscheidung, aber die richtige Entscheidung", sagte Netanjahu am Dienstagabend bei einer Kabinettssitzung, bei der über das Abkommen entschieden werden sollte. US-Präsident Joe Biden habe dazu beigetragen, den "Rahmen" des Abkommens zu verbessern, um die Freilassung von "mehr Geiseln zu einem niedrigeren Preis" zu umfassen, sagte Netanjahu.
Angehörige von Geiseln hatten gefordert, Israel müsse auf der Freilassung sämtlicher Entführter beharren. Die Partei Religiöser Zionismus, die Teil von Netanjahus Regierungskoalition ist, hatte den bekannt gewordenen Plan für ein Abkommen als "schlecht" für Israels Sicherheit, für die Geiseln und für Israels Soldaten kritisiert.
Aus Kreisen der Hamas und des ebenfalls an den Angriffen vom 7. Oktober beteiligten Islamischen Dschihad erfuhr die Nachrichtenagentur AFP, dass beide militant-islamistischen Organisationen den Bedingungen für eine Waffenruhe zugestimmt haben. Das vorläufige Abkommen sieht demnach eine fünftägige vollständige Waffenruhe im Gazastreifen vor. Für den Norden des Palästinensergebiets soll eine Ausnahme gelten, dort sollen die Angriffe nur für sechs Stunden am Tag eingestellt werden.
Im Gegenzug sollen nach Angaben der Vertreter von Hamas und Islamischem Dschihad zwischen 50 und 100 der von der Hamas festgehaltenen Geiseln freigelassen werden, darunter israelische Staatsbürger und Menschen anderer Nationalitäten, allerdings keine Armeeangehörigen. Im Austausch sollen 300 in palästinensische Frauen und Kinder aus israelischen Gefängnissen freikommen.
Weiter beinhaltet das Abkommen demnach auch die Einfahrt von bis zu 300 mit Lebensmitteln und Medikamenten beladenen Lastwagen in den Gazastreifen.
"Wir sind kurz davor, eine Einigung über eine Waffenruhe zu erreichen", erklärte Hamas-Führer Hanijeh. "Wir sind sehr optimistisch, sehr hoffnungsvoll", sagte Katars Außenministeriumssprecher: "Wir sind einer Einigung so nah wie nie zuvor".
Katar nimmt bei der Vermittlung zwischen Israel und der Hamas zur Freilassung der rund 240 verschleppten Geiseln eine Schlüsselrolle ein. Die Regierung des Golfemirats hatte bereits am Sonntag erklärt, bei den Verhandlungen seien nur noch "geringfügige" Hindernisse zu überwinden, was Hoffnung auf einen baldigen Abschluss genährt hatte.
Unterdessen setzte die israelische Armee ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Sie erklärte, in den vergangenen Tagen "rund 250" Ziele der Hamas getroffen und drei Tunnel im Bereich der Flüchtlingssiedlung Dschabalija im Norden des Palästinensergebiets zerstört zu haben.
Bei israelischen Angriffen auf den Süden des Libanon wurden nach Angaben der libanesischen Behörden zwei Journalisten und zwei weitere Zivilisten getötet. Das israelische Militär gab an, die "Einzelheiten" des Vorfalls prüfen zu wollen. Seit dem Großangriff der Hamas auf Israel haben die Spannungen auch im israelisch-libanesischen Grenzgebiet deutlich zugenommen.
Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus anzugreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.000 Menschen im Gazastreifen getötet.