Trump bei seinem Wahlkampfauftritt in Fayetteville Bild: AFP
Trump: Israel sollte Atomanlagen des Irans angreifen
AFP5. Oktober 2024, 11:47 UhrBRENNPUNKTE
Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sich anders als US-Präsident Joe Biden für einen israelischen Angriff auf Irans Atomanlagen ausgesprochen. Derweil riet Biden Israel auch davon ab, iranische Ölanlagen ins Visier zu nehmen.
Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sich anders als US-Präsident Joe Biden für einen israelischen Angriff auf Irans Atomanlagen ausgesprochen. Bidens Antwort auf eine Frage zu Israels möglicher Reaktion auf den iranischen Raketenangriff auf sein Staatsgebiet hätte "lauten müssen: zuerst das Nukleare treffen, und sich später um den Rest kümmern", sagte Trump am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat North Carolina. Derweil riet Biden Israel auch davon ab, iranische Ölanlagen ins Visier zu nehmen.
Der Iran hatte Israel am Dienstagabend zum zweiten Mal binnen sechs Monaten direkt angegriffen. Nach Angaben der israelischen Armee konnte ein großer Teil der rund 200 iranischen Raketen abgefangen werden. Teheran reagierte damit nach eigenen Angaben auf die israelische Militäroffensive im Südlibanon gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz und die Tötung von deren Anführer Hassan Nasrallah. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte danach Vergeltung an; Teheran habe "einen großen Fehler gemacht" und werde "dafür bezahlen". Seither laufen international Bemühungen, eine weitere Eskalation zu verhindern.
Auf die Frage, ob er einen israelischen Angriff auf die Atomanlagen im Iran unterstützen würde, hatte Biden am Mittwoch gesagt: "Die Antwort ist Nein. Wir werden mit den Israelis besprechen, was sie tun werden." Alle G7-Staaten seien der Meinung, dass Israel das Recht habe, auf den iranischen Raketenangriff zu antworten. "Aber die Antwort sollte verhältnismäßig sein", sagte Biden.
Ex-Präsident Trump war zur jüngsten Eskalation im Nahen Osten bislang auffallend still geblieben. Erst Anfang der Woche veröffentlichte er eine scharfe Erklärung, in der er Biden und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris für die Eskalation im Nahen Osten verantwortlich machte.Â
Nun erwiderte Trump auf die Frage eines Teilnehmers seiner Wahlkampfkundgebung in Fayetteville mit Blick auf Biden und die mögliche Reaktion Israels: "Sie fragten ihn: 'Was denken Sie über den Iran, würden Sie den Iran angreifen?' Und er sagt: 'Solange sie nicht die nuklearen Sachen angreifen.'"Â
Das sei falsch von Biden gewesen, sagte Trump. "Ist es nicht das, was man treffen sollte? Ich meine, es ist das größte Risiko, das wir haben, Atomwaffen." In Bezug auf Israel fügte Trump hinzu: "Wenn sie es tun wollen, werden sie es tun. Aber wir werden herausfinden, was auch immer ihre Pläne sind."
US-Präsident Biden erteilte unterdessen auch möglichen israelischen Angriffen auf die iranischen Ölanlagen eine Absage. Bei einem überraschenden Auftritt im Besprechungsraum des Weißen Hauses sagte Biden am Freitag, Israels Ministerpräsident Netanjahu solle sich bei der Entscheidung über die nächsten Schritte an die Unterstützung der USA für Israel erinnern.
"Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich über andere Alternativen nachdenken, als Ölfelder anzugreifen", sagte Biden vor Journalisten auf Nachfrage zu seinen Äußerungen vom Vortag, wonach Washington die Möglichkeit solcher Angriffe mit seinem engen Verbündeten bespreche. Biden fügte hinzu, dass die Israelis "noch nicht entschieden haben, was sie als Vergeltung für einen massiven Raketenangriff des Iran auf Israel am Dienstag tun werden".Â
Nach Bidens Äußerungen vom Donnerstag, wonach über einen Angriff  auf die iranischen Ölanlagen gesprochen werde, war der Ölpreis sprunghaft gestiegen. Ein langfristig hoher Ölpreis könnte aber der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris schaden - neben Themen wie Migration, Außenpolitik und das Abtreibungsrecht sind vor allem die Wirtschaft und die hohen Lebenshaltungskosten ein bestimmendes Wahlkampfthema. Auch wenn Harris ihren republikanischen Rivalen stark in die Defensive gebracht hat, deuten die Umfragen weiter auf ein äußerst knappes Rennen bei der Präsidentschaftswahl am 5. November hin.