Ökonomen: VW muss sich wegen Antriebswende anpassen - und sparen

VW-Werk in Zwickau Bild: AFP

Ökonomen: VW muss sich wegen Antriebswende anpassen - und sparen

Der kriselnde Autobauer Volkswagen hat seine Sparpläne konkretisiert - nach Einschätzung von Ökonomen sind sie auch die zwingende Konsequenz aus der Antriebswende.

Der kriselnde Autobauer Volkswagen hat seine Sparpläne konkretisiert - nach Einschätzung von Ökonomen sind sie auch die zwingende Konsequenz aus der Antriebswende. Der Umstieg auf die Elektromobilität sei "ein Strukturwandel an den man sich anpassen muss", sagte Ifo-Chef Clemens Fuest am Donnerstag im ZDF. Sparen will VW nun vor allem an der Bezahlung der Beschäftigten. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) forderte Klarheit bis Weihnachten hinsichtlich der Zukunft von VW.

Wenn der Umstieg auf die Elektromobilität komme, "bedeutet das einfach, dass Deutschland weniger Autoindustrie haben wird", sagte Fuest. "Das bedeutet, dass Beschäftigte in anderen Bereichen Arbeit finden müssen und Wertschöpfung woanders entstehen muss." Es sei schon länger bekannt, dass mit der Elektromobilität Wertschöpfung abwandern werde - beim Verbrenner habe Deutschland Wettbewerbsvorteile, bei der E-Mobilität sei das wegen der Batterien nicht der Fall.

Die Lage bei VW sei "schon sehr ernst", die Probleme kämen aber nicht wirklich überraschend und existierten schon länger, fuhr der Ifo-Chef fort. Schon unter dem früheren Konzernchef Herbert Diess sei über einen Stellenabbau diskutiert worden, "da ist manches auf die lange Bank geschoben worden". Es bringe aber nichts, "an Strukturen festzuhalten, die überkommen sind".

Die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagte dazu im MDR, VW habe die "Transformation hin zur Elektromobilität verschlafen". Aber auch die Politik sei mit verantwortlich, etwa durch ihre Lobgesänge auf den Verbrenner. Vielmehr sei es nötig, die Batteriefertigung zu stärken und die Vorteile für Verbrenner abzuschaffen.

Der kriselnde Autobauer VW hatte am Mittwoch seine Pläne einer massiven Gehaltsreduzierung bei der Kernmarke vorgestellt. Zur Zukunftssicherung sei "ein Beitrag der Beschäftigten erforderlich", es müssten substanzielle Kostensenkungen erfolgen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, hieß es zur Begründung. Angestrebt wird eine Entgeltsenkung von zehn Prozent, außerdem sollen Sonderzahlungen entfallen und das Bonussystem sowie die Übernahme von Azubis neu geregelt werden.

Zuletzt standen auch mögliche Werksschließungen und ein umfangreicher Stellenabbau im Raum - das Unternehmen deutete laut IG Metall in den Tarifgesprächen am Mittwoch aber an, über Pläne zur Beschäftigungs- und Standortsicherung sprechen zu wollen.

Niedersachsens Ministerpräsident Weil sagte am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz", für die Beschäftigten müsse es bis Weihnachten Klarheit geben. "Ich habe die sehr klare und ernst gemeinte Erwartung, dass es bessere Alternativen gibt als Werksschließungen", sagte er außerdem. Denn wo eine Industrie einmal abgezogen werde, "kommt sie nicht wieder hin".

Weil sitzt für Niedersachsen im Aufsichtsrat von VW, das Land hält gut 20 Prozent der Anteile und hat bei wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht.