Demonstrantin in Belgrad nach Dacheinsturz am Bahnhof von Novi Sad Bild: AFP
Nach Dacheinsturz: Demonstranten in Serbien fordern Rücktritt des Bauministers
AFP3. November 2024, 15:41 UhrBRENNPUNKTE
Zwei Tage nach dem Einsturz eines Bahnhofsdaches mit 14 Todesopfern in Serbien haben am Sonntag mehr als tausend Menschen in der Hauptstadt Belgrad gegen die Nachlässigkeit der Behörden protestiert und den Rücktritt des Bauministers gefordert.
Zwei Tage nach dem Einsturz eines Bahnhofsvordaches mit 14 Todesopfern in Serbien haben am Sonntag mehr als tausend Menschen in Belgrad gegen die Nachlässigkeit der Behörden protestiert und den Rücktritt des Bauministers gefordert. Die Demonstrierenden zogen zunächst durch das Zentrum der Hauptstadt und versammelten sich dann vor dem Bauministerium, wo sie eine Schweigeminute für die Opfer abhielten.
Einige hielten Plakate mit roten Handabdrücken hoch oder trugen rot eingefärbte Gummihandschuhe - als Zeichen dafür, dass infolge von Nachlässigkeit und Misswirtschaft Blut an den Händen der Regierung klebe. Â
Das Unglück hatte sich am Freitagmorgen am Hauptbahnhof von Novi Sad im Norden des Landes ereignet. Aus unbekannten Gründen stürzte auf einmal das Bahnhofsvordach ein. Unter ihm halten sich gewöhnlich zahlreiche Pendler auf, während sie auf ihren Zug warten. Unter den 14 Todesopfern war auch ein Kind.Â
"Es gibt jemanden, der für alles verantwortlich ist, und der Verantwortliche muss so schnell wie möglich gefunden und von hier verjagt werden", sagte die 26-jährige Demonstrantin Natasa Simeunovic der Nachrichtenagentur AFP. Es sei "nur eine Frage der Zeit, bis etwas auf uns herabstürzt", warnte seinerseits der Demonstrant Pavle Jaksic.
"Wir fordern den Rücktritt von Goran Vesic", erklärte Ivan Bjelic, einer der Organisatoren des Protests, mit Blick auf den Bauminister. Andernfalls würden die Proteste radikaler werden, betonte er.
Die Generalstaatsanwaltschaft von Novi Sad hatte am Sonntag erklärt, dass Vesic am Samstag zusammen mit 25 weiteren Menschen verhört worden sei. Zudem seien Dokumente seines Ministeriums für Bauwesen, Verkehr und Infrastruktur beschlagnahmt worden. Am Sonntag standen den Angaben zufolge 14 Anhörungen auf dem Plan.Â
Der Hauptbahnhof der zweitgrößten Stadt Serbiens war erst im Juli nach dreijährigen Renovierungsarbeiten wieder voll in Betrieb gegangen. An einigen Teilen wird jedoch immer noch gearbeitet. Die serbische Eisenbahngesellschaft stellte jedoch klar, dass das eingestürzte Außendach nicht Teil der Renovierungsarbeiten gewesen sei.
Am Samstag hatten Tausende in der Nähe des Unglücksortes Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt. Der Samstag wurde landesweit zum offiziellen Trauertag erklärt, die Provinz Vojvodina, deren Hauptstadt Novi Sad ist, rief eine dreitägige Trauer aus.