Millionenfach verschriebene Magentropfen vom Markt

Ein millionenfach verordnetes Medikament mit dem Wirkstoff Metoclopramid (MCP), das bei Störungen des oberen Magen-Darm-Traktes eingesetzt wurde, ist vor wenigen Tagen aus den Regalen der Apotheken verschwunden.

Ein millionenfach verordnetes Medikament mit dem Wirkstoff Metoclopramid (MCP), das bei Störungen des oberen Magen-Darm-Traktes eingesetzt wurde, ist vor wenigen Tagen aus den Regalen der Apotheken verschwunden. Der Grund: Die Arzneimittelbehörde BfArM hat die Zulassung für die Magentropfen in der bislang üblichen Dosierung widerrufen. Bis es Nachfolgepräparate mit geringerer Wirkstoffmenge gibt, werden Ärzte und Patienten auf andere Medikamente ausweichen müssen. Hunderttausende Patienten sind betroffen.

MCP wird jährlich 5,7 Millionenmal von Ärzten auf Kassenrezept verordnet. Der Wirkstoff vermindert Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen unter anderem bei Migräne, Leber- und Nierenerkrankungen, Schädel- und Hirnverletzungen und Arzneimittelunverträglichkeiten. Ein weiteres Einsatzgebiet sind Verdauungsstörungen bei Diabetikern. Wegen der seit Jahren bekannten neurologischen Nebenwirkungen hatte die europäische Arzneimittelagentur EMA den Wirkstoff untersucht und war zu dem Ergebnis gekommen, dass bei hoher Dosis und langer Behandlungsdauer die Risiken den Nutzen überwiegen. Deshalb müssen jetzt alle Tropfen mit mehr als einem Milligramm Wirkstoff pro Milliliter vom Markt. Das berichtet der Nachrichtendienst für den Apotheken- und Pharmamarkt "Apotheke Adhoc".

MCP ist nicht der erste Wirkstoff, bei dem auf Veranlassung der EU-Behörde die Anwendung eingeschränkt werden muss. Im vergangenen Sommer verschwand der Wirkstoff Tetrazepam komplett vom Markt, der Jahrzehntelang zur Behandlung von Muskelverspannungen und Spasmen mit gesteigertem Muskeltonus eingesetzt worden war. Migränemittel mit Dihydroergotamin wurden im Februar vom Markt genommen. Beim Wirkstoff Domperidon, der wie MCP gegen Übelkeit und Verdauungsstörungen eingesetzt wird, wird demnächst die Dosierung sowie die Anwendungsdauer und -gebiete eingeschränkt werden.