Osteoporose: Lungenentzündung, Depressionen und Pflegeheim

An Osteoporose sterben jährlich mehr Frauen als an Brustkrebs.

An Osteoporose sterben jährlich mehr Frauen als an Brustkrebs. Der Grund: Nur jede fünfte Erkrankte erhält eine wirksame und zeitgemäße Therapie. Deshalb ist Vorbeugung und eine frühzeitige Diagnose enorm wichtig. Doch daran hapert es in Deutschland erheblich.

Anlässlich des Welt-Osteoporosetages am 20. Oktober weisen Experten darauf hin, dass die Bundesrepublik im europäischen Vergleich das Schlusslicht bei der medikamentösen Behandlung von Knochenschwund darstellt. Der Anteil unbehandelter Patienten belaufe sich auf 75 Prozent und sei im Vergleich mit europäischen Nachbarländern signifikant hoch. Da die Erkrankung aufgrund fehlender gesetzlicher Vorsorgeuntersuchungen in Deutschland zu spät oder gar nicht erkannt werde, bleibe sie in den meisten Fällen unbehandelt: "Nur 20 Prozent der Betroffenen erhält eine zeitgemäße, leitliniengerechte Osteoporose-Therapie. Bei den übrigen 80 Prozent der Patienten besteht die Therapie lediglich aus der Gabe von Schmerzmitteln," beklagt einer der Kritiker, Dr. Holger Gerlach, Frauenarzt und Geschäftsführender Gesellschafter der "Praxis Central" in Essen.

Die dramatischen Folgen etwa eines Schenkelhalsbruchs infolge von Osteoporose dürften den wenigsten klar sein: Ein Fünftel der Patienten mit Schenkelhalsbruch verstirbt im ersten Jahr. Ein weiteres Fünftel muss anschließend ins Pflegeheim. Ein anderes Beispiel: Der Bruch von drei Wirbelkörpern reduziert die Kapazität der Lunge um ein Drittel. Damit steigt das Risiko einer Lungenentzündung. Durch Knochenschwund sind die Betroffenen im Alltag stark gehandicapt. Sie verlieren durch die Einschränkung ihrer Beweglichkeit oftmals soziale Kontakte: Depressionen können die Folge sein.

"Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung sind die größten Gegner stabiler Knochen. Schon mit relativ einfachen Mitteln kann jeder sein eigenes Osteoporoserisiko senken. Dabei gelten die Tipps nicht nur für ältere Menschen, die zumeist von der Erkrankung betroffen sind - schon in jungen Jahren wird der Grundstein für starke Knochen im Alter gelegt", darauf macht Professor Wolfgang Böcker von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) aufmerksam. Kalziumreiche Ernährung, Fitnesstraining und viel frische Luft zur Anregung der körpereigenen Vitamin-D-Bildung tragen dazu bei, die Stabilität der Knochen zu fördern. Speziell jetzt für die bevorstehende dunkle Jahreszeit empfiehlt die DGOU unterstützend die Einnahme von Vitamin D. Für junge Menschen gilt: Milch ist ein verlässlicher Kalzium-Lieferant zur Entwicklung fester Knochen. Deshalb sollten Eltern darauf achten, dass ihre Kinder ausreichend Milchprodukte zu sich nehmen. Auch kalziumreiche Mineralwasser, Gemüse wie Brokkoli, Fenchel und Grünkohl sowie Nüsse oder Kräuter wie Schnittlauch und Petersilie helfen, den Kalziumhaushalt zu optimieren. Als Kalziumgegner gelten radikale Diäten: Die Kalziumzufuhr ist dabei unzureichend und der Knochenstoffwechsel wird gestört. Zu viel Phosphor, wie es in Cola, Schokolade oder gerösteten Erdnüssen vorhanden ist, greift die Knochen an. Dabei wird der Knochenbaustoff Kalzium durch Phosphat aus den Knochen gelöst.