Unerklärliche Stimmungsschwankungen?

Scheinbar unerklärliche Wechsel zwischen euphorischen und depressiven Gemütszustände könnten auf eine bipolare Störung hinweisen.

Scheinbar unerklärliche Wechsel zwischen euphorischen und depressiven Gemütszustände könnten auf eine bipolare Störung hinweisen. "Bei Menschen, die an Bipolaren Störungen leiden, kommt es zu Krankheitsepisoden mit völlig übersteigerten Stimmungsschwankungen. Diese werden zwar oft durch äußere Umstände wie Prüfungsstress oder ein Hochzeitsfest ausgelöst, doch erklären diese Umstände das Ausmaß und vor allem die Dauer der Stimmungsveränderung nicht. Fast alle Betroffene, die eine Manie erleben, in der sie überaktiv, euphorisch oder gereizt sind, erleiden auch depressive Phasen mit Lustlosigkeit, gedrückter Stimmung und pessimistischen Gedanken.

Zwischen diesen Phasen treten oft weniger stark ausgeprägte Stimmungsschwankungen auf", berichtet Professor Gregor Hasler von der Schweizer Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP), die ihren Sitz im Schweizerischen Bern hat. Bipolare Erkrankungen können individuell recht unterschiedliche Formen und Verläufe haben. Zwischen den Krankheitsepisoden könne Intervalle von mehreren Monaten oder Jahren liegen, in denen Betroffene völlig beschwerdefrei sind. Da sie dann über eine stabile Stimmungslage verfügen, wird professionelle Hilfe oft lange Zeit nicht in Anspruch genommen.
Besonders ausgeprägt und schwerwiegend sind bipolare Erkrankungen, wenn psychotische Symptome auftreten. Dies bedeutet, dass die Realitätswahrnehmung und -verarbeitung gestört ist, was zu verzerrten Sinneseindrücken und Wahnvorstellungen führt. Psychotische Symptome kommen dabei häufiger bei Manien als bei Depressionen vor. Über zwei Drittel aller Patienten mit Manien zeigen einzelne psychotische Symptome, am häufigsten grenzenlose Selbstüberschätzung.

Leichtsinnige Geldausgaben und der Verlust sozialer Hemmungen sind häufige Folgen der gestörten Realitätswahrnehmung. Bipolare Störungen sind zudem mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden. "Man muss davon ausgehen, dass das Risiko für einen Suizid gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht ist. Die Suizidhäufigkeit bei Erkrankten liegt bezogen auf das ganze Leben bei 15 bis 30 Prozent. Nicht zuletzt deswegen ist eine möglichst frühzeitige Behandlung von enormer Wichtigkeit", betont der Experte. www.psychiater-im-netz.org