Läuse Ade: Der Kamm der Zukunft

Läuse nisten sich gerne auf dem Haupt von Menschen ein. Zum Beispiel in Kindergärten können sie sich schnell verbreiten. Was wäre, wenn es einen hochmodernen Kamm gäbe, der die Tierchen einfach wegkämmen könnte?


Läuse nisten sich gerne auf dem Haupt von Menschen ein. Zum Beispiel in Kindergärten können sie sich schnell verbreiten. Was wäre, wenn es einen hochmodernen Kamm gäbe, der die Tierchen einfach wegkämmen könnte? Dieser Traum könnte bald wahr werden, in Form des Plasma-Kamms.

An einer solchen Anwendung forscht die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Die Forscher erklären: Plasma ist der vierte Aggregatzustand der Materie. Nach fest, flüssig, gasförmig folgt ein weiterer energiereicher Zustand, das Plasma. Bekannt ist dieser Zustand vom Gewitterblitz.

"Wir haben die Möglichkeiten, diese großartige Energie ganz klein zu machen, zu zähmen, kalt zu lassen, so dass man sogar solche Gewitterblitze auf die Haut einwirken lassen kann, ohne dass etwas zu spüren ist", sagt Wolfgang Viöl, Vizepräsident für Forschung und Transfer der HAWK und Leiter des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik am Fraunhofer IST im niedersächsischen Göttingen.

PlasmaDerm ist ein Forschungserfolg, der Wunden der Haut heilen kann. Um die zu behandeln, müssen unter anderem der gestörte Sauerstoffzufluss wiederhergestellt und Keime bekämpft werden. "Die Herausforderung für die Forschergruppe bestand darin, ein gewebekompatibles Plasma bei atmosphärischem Druck bereitzustellen. Und natürlich müssen eine schmerzfreie Behandlung und die Einhaltung der hohen Sicherheitsanforderungen der Medizintechnik gewährleistet sein. Den Wissenschaftlern gelang dies mit kaltem Plasma", erläutert Dr. Andreas Helmke, Gruppenleiter für Plasmamedizin.

Der neuartige Plasmakamm basiert auf den bisherigen Forschungserfolgen und kann bei einfacher Anwendung Läuse und deren Eier, die sogenannten "Nissen", ganz ohne den Einsatz von Chemie abtöten. Der Läusekamm soll schon bald auf dem Markt erhältlich sein. "Wir erzeugen ein Hochspannungsfeld auf dem Kopf. In der Luft zündet dann so etwas wie ein ganz kleiner Gewitterblitz. Das hört sich sehr gefährlich an, aber wir benutzen Hochspannungspulse, die man gar nicht spürt, die absolut ungefährlich sind, weil sie ganz bestimmte Frequenzen besitzen. So ist das Plasma kalt. Das Besondere an diesem Kamm ist, dass es mit einem rein physikalischen Verfahren funktioniert - eben ohne Chemikalien."

Daneben befindet sich ein Plasma-Staubsauger in der Entwicklung, der die Milben in einem Teppich abtötet. Oder DesiHand - ein Plasmasystem zur Trocknung und Desinfektion der Handoberfläche, das in großen Sanitäranlagen installiert werden kann.

"Die Zukunft stelle ich mir so vor: Die Mutter greift zu einen Plasma-Stick und nicht mehr nach Jod, um das aufgeschlagene Knie ihres Kindes zu heilen, der Allergiker 'saugt' Milben mit dem Plasma-Staubsauger weg und in Arztpraxen ist die Behandlung von Hautproblemen mit Plasma ein gängiges Verfahren", sagt Viöl. Wenn es nach den Forschern geht, wird Plasma also sehr bald einen bedeutenden Platz in der Medizin und im Alltag der Menschen einnehmen.