Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid: Genug ist nicht genug

Ein Plug-in-Hybrid als Spitzenmodell einer Baureihe - das gab es bei Porsche noch nie. Doch die Zeiten ändern sich. Nicht zuletzt wegen der schärfer werdenden Anforderungen an den Flottenverbrauch setzen die Stuttgarter nach dem eben erst präsentierten Panamera 4 E-Hybrid mit dem stärkeren und schnelleren Turbo S E-Hybrid die zweite Version ihrer Luxus-Limousine kräftig unter Strom. Mit beeindruckenden Ergebnissen.


Ein Plug-in-Hybrid als Spitzenmodell einer Baureihe - das gab es bei Porsche noch nie. Doch die Zeiten ändern sich. Nicht zuletzt wegen der schärfer werdenden Anforderungen an den Flottenverbrauch setzen die Stuttgarter nach dem eben erst präsentierten Panamera 4 E-Hybrid mit dem stärkeren und schnelleren Turbo S E-Hybrid die zweite Version ihrer Luxus-Limousine kräftig unter Strom. Mit beeindruckenden Ergebnissen.

Apulien, Nardo Technical Center, Hochgeschwindigkeits-Kreisbahn: Mit stoischer Ruhe und begleitet von einem absolut noch sozialverträglichen Innengeräusch düst der E-Turbo dahin. Die Strecke ist leicht überhöht, Tempo 240 geht deswegen auf der linken Spur praktisch ohne Lenkarbeit. Aber dabei bleibt es nicht. Vollgas, ein Ruck geht durch den Wagen. Der Digtaltacho zeigt 270, 290, 300, 317 Sachen an. Und schon signalisiert ein Schild "Ausfahrt 500 Meter" das Ende des zwölf Kilometer langen Kreises. Unglaublich, das war ja wie mit Zeitraffer.

Mit 310 km/h gibt Porsche die Höchstgeschwindigkeit des auf dem Genfer Autosalon (7. bis 19. März) debütierenden und ab Juli lieferbaren Turbo S E-Hybrid an. Die Nardo-Testfahrt hat gezeigt, dass das absolut korrekt ist. Wesentlich wichtiger sind allerdings zwei andere Werte: 0 bis 100 km/h 3,4 Sekunden, 100 bis 200 km/h 8,3 Sekunden - der kräftige Boost aus dem 14 kWh-Akku macht es möglich, er bringt Porsche ganz nach vorne im sehr sportlichen und sehr luxuriösen Limousinen-Segment.

Die 404 kW/550 PS des 4,0-Liter-V8-Biturbo und die 100 kW/136 PS des Elektromotors ergeben unterm Strich eine Systemleistung von 500 kW/680 PS. Eigentlich noch eindrucksvoller ist aber das maximale Drehmoment von satten 850 Nm, das dank der E-Unterstützung schon ab 1.400/min abrufbar ist. Launch-Control-Start auf dem Handlingkurs von Nardo, also linker Fuß auf die Bremse, rechter Fuß Vollgas - und dann ab: Wie von einer Riesenzwille abgeschossen geht der Power-Panamera ab, der Kopf des unachtsamen Beifahrers schlägt kräftig gegen die Kopfstütze. Ein Phänomen, das sich nur leicht abgeschwächt auch bei 150 km/h wiederholen lässt: Dieser Boost ist einfach der Hammer. Blitzschnell werden die acht Stufen des Doppelkupplungsgetriebes durchgeschaltet.

Und blitzschnell und weitestgehend neutral, also ohne Über- oder Untersteuern, zirkelt der Panamera auch durch die Kurvenschikanen. "Die Spreizung ist enorm", sagt Rennfahrer Timo Bernhard, der den neuen Plug-in-Hybriden über die Strecke pilotiert. Der neue E-Hybrid lässt sich fahren wie ein reinrassiger Sportwagen, aber auch sehr effizient nur mit Strom nutzen - bis zu 50 Kilometer am Stück. Der Verbrauch auf dem Normprüfstand wurde mit 2,9 Liter Sprit und 16,2 kWh Strom pro 100 Kilometer berechnet. Das ist natürlich wirklich graue Theorie, denn bei artgerechtem Einsatz dürfte auch der Normverbrauch des Turbo S ohne Strom von 9,3 Liter mit dem Hybrid-Panamera nicht zu schaffen sein. Aber darauf kommt es künftigen Eignern der Allrad-Luxus-Limousine wohl nicht unbedingt an, sondern eher auf diesen beeindruckenden Punch in allen Lebenslagen. Der macht Überholmanöver in Zehntelsekunden möglich und schafft das schöne Bewusstsein, praktisch immer noch reichlich Reserven in petto zu haben.

Auf Luxus, Sicherheit und Komfort müssen der Panamera Turbo S E-Hybrid-Eigner und seine bis zu drei Mitfahrer natürlich auch nicht verzichten. Alles ist da und alles ist drin, was angenehm ist und zeitgemäße Vernetzung und Infotainment ermöglicht. Dieses kraftvolle Gesamtkunstwerk auf Rädern lässt sich Porsche mit mindestens 185.736 Euro vergüten, die Executive-Version mit um 150 Millimeter längerem Radstand kostet ab 199.183 Euro. Und spätestens hier stellt sich dann vielleicht die Frage, ob der schwächere und langsamere Panamera 4 E-Hybrid (340 kW/462 PS, 278 km/h) mit seinem Basispreis von 107.553 Euro nicht auch genügend Fahrspaß liefern würde. Wobei eingefleischte Leistungsfans mit entsprechendem Budget in diesem Fall einen Titel von Liedermacher Konstantin Wecker zitieren können: "Genug ist nicht genug!"

Rudolf Huber