Flacher Hinterkopf: Helm für Babys umstritten

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Für Babys mit einem verformtem Schädel empfehlen Kinderchirurgen eine "Helmtherapie", obwohl eine holländische Studie die Therapie als unwirksam betrachtet. Studienautor Renske M. van Wijk von der Twente Universität in Enschede (Niederlande) und Kollegen veröffentlichten kürzlich im Fachjournal British Medical Journal (BMJ) ihr Ergebnis, dass es keinen Unterschied mache, ob die Kinder einen Helm tragen würden oder nicht. Die Untersuchung weise schwere methodische Mängel auf und sei daher nicht geeignet, die Helmtherapie wissenschaftlich zu bewerten, kritisiert Dr. Harald Lochbihler, Leitender Oberarzt der Kinderchirurgischen Klinik am Klinikum Augsburg. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) empfiehlt ebenfalls eine Korrektur der Kopfform durch eine professionell angepasste und konsequente Helmtherapie. Sie kommt zum Einsatz bei abgeflachtem Hinterkopf bis hin zum asymmetrischen Babyschädel. Beides komme immer häufiger vor, seit Eltern Neugeborene zum Schlafen gezielt auf den Rücken legten, so die DGKCH. Die Rückenlage soll das Risiko für den plötzlichen Säuglingstod verringern. Doch ein verformter Kopf ist nicht nur äußerlich auffällig, er geht oft auch mit einer frühzeitigen Abnutzung der Halswirbelsäule und Kiefergelenke einher. Zwar "sollten Eltern auch weiterhin dafür sorgen, dass ihr Säugling auf dem Rücken schläft", rät Professor Guido Fitze, Chefarzt der Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Dresden. Sei das Kind jedoch wach, rät er Eltern, es von Anfang an abwechslungsreich auf beiden Seiten und vor allem auf dem Bauch zu lagern und auch in dieser Lage spielen zu lassen. "Das fördert die Beweglichkeit des Kopfes und den Muskelaufbau, außerdem verhindert es einseitige Liegegewohnheiten." Ist der Schädel dennoch verformt, sind frühzeitige Krankengymnastik und Physiotherapie zunächst die Methode der Wahl. Bleibt der Kopf dennoch verformt, empfehlen Kinderchirurgen die sogenannte Helmtherapie. "In den Händen von Fachleuten ist sie eine schonende, risikoarme und wirksame Methode", erklärt Lochbihler. Doch trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit bei schweren Fällen bezahlen viele Krankenkassen diese Leistung nicht, moniert Lochbichler. Der Helm kostet etwa 1 800 bis 2 000 Euro.