Netanjahu: Intensive Phase der Kämpfe in Rafah

Zerstörung im Chan Junis im Gazastreifen Bild: AFP

Netanjahu: Intensive Phase der Kämpfe in Rafah "kurz vor dem Ende"

Einen Tag nach der Ankündigung eines baldigen Endes der intensiven Phase der Kämpfe in Rafah durch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die israelische Armee erneut den Gazastreifen bombardiert.

Einen Tag nach der Ankündigung eines baldigen Endes der intensiven Kampfphase in Rafah durch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die israelische Armee erneut den Gazastreifen bombardiert. Die Streitkräfte griffen am Montag unter anderem Rafah im Süden und Nuseirat im Zentrum des Palästinensergebietes an, wie Zeugen berichteten. Netanjahu hatte am Sonntagabend in einem Interview gesagt, "die intensive Phase des Krieges" stehe mit den Kämpfen in Rafah kurz vor dem Abschluss. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warnte indes vor zunehmenden Spannungen zwischen Israel und dem Libanon.   

Die israelische Armee erklärte, ihre Truppen hätten nahe Rafah mehrere "bewaffnete Terroristen ausgeschaltet", Tunnelschächte gesprengt und "große Mengen Waffen" gefunden. Auch aus Seitun im Süden von Gaza-Stadt wurden am Montag Gefechte gemeldet.  

Israel verortet in Rafah an der Grenze zu Ägypten die letzten verbliebenen Hamas-Bataillone im Gazastreifen und geht trotz internationaler Kritik seit Wochen gegen Ziele in der Stadt vor.

Dass die intensive Phase der Kämpfe bald vorbei sei, bedeute nicht, "dass der Krieg bald zu Ende ist", sagte Netanjahu am Sonntag dem israelischen Sender Channel 14. Nach dem Ende der intensiven Phase "werden wir in der Lage sein, einige Kräfte zurück in den Norden" an die Grenze zum Libanon zu verlegen, sagte er. Dies werde "in erster Linie" zu Verteidigungszwecken geschehen, aber auch, um die von dort geflüchteten Bewohner zurückzubringen.

Seit Beginn des Gaza-Krieges feuert die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz Raketen und Drohnen auf den Norden Israels ab. Zehntausende Menschen mussten seitdem ihre Häuser verlassen. Israel reagiert auf den Beschuss verstärkt mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon. 

Zuletzt hatten beide Seiten ihre Drohungen hinsichtlich einer Ausweitung der Kämpfe verschärft. Vergangene Woche hatte die israelische Armeeführung einen Einsatzplan für eine mögliche Offensive im Libanon beschlossen. Außenminister Israel Katz drohte der Hisbollah mit ihrer Zerstörung in einem "umfassenden Krieg".

"Eine weitere Eskalation wäre eine Katastrophe für alle Menschen in der Region", sagte Baerbock am Montag am Rande des EU-Außenministertreffens in Luxemburg. Die Situation an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon sei "mehr als besorgniserregend".

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell warnte, das Risiko einer Ausweitung des Konflikts in der Region werde "jeden Tag größer". Baerbock wie Borrell erneuerten zudem ihre Forderung nach einer Feuerpause im Gazastreifen. "Es braucht diese Feuerpause dringender denn je", sagte Baerbock. Die Geiseln müssten endlich aus der Gewalt der radikalislamischen Hamas freikommen, und das Leid der zwei Millionen Palästinenser in dem Küstenstreifen müsse ein Ende haben.

Netanjahu betonte, er werde sich auf kein Abkommen einlassen, das ein Ende des Kriegs vorsieht. Er sei jedoch offen für ein "Teilabkommen", das die Rückkehr von Geiseln aus dem Gazastreifen beinhalte. "Das Ziel ist es, die Verschleppten zurückzubringen und das Hamas-Regime in Gaza zu entwurzeln", sagte der israelische Regierungschef. 

US-Vertreter hatten Zweifel an Israels Ziel geäußert, die Hamas komplett zu zerstören. Auch der israelische Armeesprecher Daniel Hagari hatte vergangene Woche entsprechende Zweifel geäußert und die Hamas als "Ideologie" bezeichnet, die nicht "eliminiert" werden könne.

Der Krieg war am 7. Oktober durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden, bei dem islamistische Kämpfer nach israelischen Angaben 1194 Menschen töteten und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten. Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bislang mehr als 37.600 Menschen getötet.