Die ausgehungerte israelische Geisel Evyatar David Bild: AFP
"Geiseln in akuter Lebensgefahr": Israelische Botschaft fordert Welt zum Handeln auf
AFP5. August 2025, 17:25 UhrBRENNPUNKTE
Die von der islamistischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln schweben einem medizinischen Bericht zufolge in akuter Lebensgefahr. Die israelische Botschaft in Berlin appellierte an die internationale Gemeinschaft, 'jetzt' zu handeln.
Die von der islamistischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln schweben einem medizinischen Bericht zufolge in akuter Lebensgefahr. Die Notlage der Geiseln ergebe sich dabei nicht aus den allgemeinen Lebensbedingungen im Gazastreifen, sondern deuteten "klar auf die bewusste und vorsätzliche Misshandlung durch die Hamas hin", erklärte am Dienstag die israelische Botschaft in Berlin. Sie appellierte an die internationale Gemeinschaft, "jetzt" zu handeln.
Die Hamas habe diese lebensbedrohliche Situation "vorsätzlich herbeigeführt, um Israel zu erpressen", sagte Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, der Nachrichtenagentur AFP.
Die internationale Gemeinschaft müsse "mit allen verfügbaren Mitteln politischen und diplomatischen Druck auf die Hamas und ihre Unterstützer ausüben", hieß es in der Erklärung der Botschaft weiter. Sie müsse neben dem unabhängigen medizinischen Zugang zu den Geiseln auch die Versorgung mit Nahrung, sauberem Wasser und Medikamenten durchsetzen.
Überdies müsse sie auf die "sofortige Freilassung aller noch lebenden Geiseln sowie die Rückgabe der Leichen der Ermordeten" drängen. "Jede Verzögerung gefährdet das Leben der Geiseln", warnte die Botschaft.
Der am Vortag veröffentlichte medizinische Bericht war der Botschaft zufolge im Auftrag des israelischen Forums der Geisel-Angehörigen erstellt worden. Dafür wurden demnach Beweise aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Ausgewertet wurden neben Videoaufnahmen auch Aussagen von Überlebenden und die Obduktionsberichte von Geiseln, "die in einem Zustand extremer Hungersnot ermordet wurden". Besonders alarmierend seien die kürzlich veröffentlichten Propagandavideos von Evyatar David und Rom Braslavski, hieß es.Â
Die Hamas und der mit ihr verbündete Islamische Dschihad hatten in den vergangenen Tagen drei Propagandavideos von seit Oktober 2023 Geiseln verbreitet, die sie unter unmenschlichen Bedingungen in ihren Tunneln im Gazastreifen gefangen hält. Eines der Videos zeigt den ausgemergelten David, wie er sich in einem engen Tunnel sein eigenes Grab zu schaufeln scheint. Ein anderes Video zeigt, wie der Deutsch-Israeli Braslavski unter Tränen um seine Freiheit fleht.
Der 24-jährige David hat nach Einschätzung der Experten fast die Hälfte seines Körpergewichts verloren, er wiegt nur noch etwa 40 bis 45 Kilogramm. Auch der 22-jährige Braslavski ist demnach schwer untergewichtig und hochgradig gefährdet.Â
Die beiden jungen Männer wurden am 7. Oktober 2023 beim Hamas-Überfall der Hamas und ihrer Verbündeten auf das Nova-Musikfestival entführt. Die Familien hatten der teilweisen Veröffentlichung der Propaganda-Aufnahmen zugestimmt.
"Die Geiseln verdursten und verhungern in dunklen Tunneln", sagte Israels Botschafter Prosor AFP. Es fehle an Nahrung, Wasser, Medizin und Kleidung. Scharfe Kritik übte er angesichts ausbleibender Besuche des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) bei den Geiseln. "Auch das Rote Kreuz glänzt durch Abwesenheit, doch die sonst so besorgte Weltgemeinschaft scheint dies nicht zu stören", kritisierte er. Jede weitere Minute in der Hand der Geiselnehmer bedrohe das Leben der Geiseln.
"Die Folterung soll zusätzlichen Druck erzeugen", ist Prosor überzeugt. Einseitige Verurteilungen Israels aus Europa ermutigten sie, die Waffenstillstandsverhandlungen hinauszuzögern. "Dagegen hilft nur eines: Klarheit. Die Hamas trägt die Verantwortung, denn sie hat diesen Krieg begonnen und muss ihn auch beenden. Die Geiseln müssen jetzt nach Hause."
Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas und ihre Verbündeten hatten bei ihrem brutalen Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 Gräueltaten in israelischen Dörfern, Städten und beim Nova-Musikfestival verübt. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1210 Menschen getötet, 251 wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 49 Geiseln von den Islamisten festgehalten, etwa 20 von ihnen sind noch am Leben.