Trotz Fangverboten: Deutsche Ostsee-Fischer dürfen weiter Hering fischen
AFP28. Oktober 2025, 15:31 UhrUMWELT
Die deutschen Ostsee-Fischer dürfen trotz weitreichender Fangverbote im kommenden Jahr weiter geringe Mengen Hering fischen. Auf Drängen aus Deutschland einigten sich die EU-Landwirtschaftsminister auf Ausnahmen für kleine Küstenfischer.
Die deutschen Ostsee-Fischer dürfen trotz weitreichender Fangverbote im kommenden Jahr weiter geringe Mengen Hering fischen. Auf Drängen Deutschlands einigten sich die EU-Landwirtschaftsministerinnen und -minister am Dienstag in Luxemburg darauf, die entsprechende Ausnahme für kleine Küstenfischer mit speziellem Fanggerät beizubehalten. Die Fischbestände in der Ostsee sind bedroht, die EU schränkt die erlaubten Fangmengen deshalb ein.
Die EU-Kommission setzt sich seit mehreren Jahren dafür ein, die Ausnahmen abzuschaffen, konnte sich damit bislang aber nicht durchsetzen. Auch eine Sonderregel für Hobby-Angler bleibt bestehen: Sie dürfen weiterhin einen gezüchteten und in der Ostsee ausgesetzten Lachs pro Tag aus dem Meer ziehen.
Mit Ausnahme der Küstenfischer ist Hering in der für Deutschland relevanten westlichen Ostsee nur als Beifang erlaubt - das sind Fische, die unerwünscht ins Netz gehen und dabei häufig verenden. Für Dorsch gilt in der gesamten Ostsee ein Fangverbot. Die EU legt für den Beifang ebenfalls Quoten fest, diese sollen im kommenden Jahr gleich bleiben.
"Die Fischerei an unseren Küsten ist weit mehr als ein Wirtschaftszweig - sie ist ein einzigartiges Kulturgut und ein Stück unserer Heimat", erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU). "Das müssen wir bewahren." Er erklärte, die Einigung vom Dienstag halte die "Balance zwischen Schutz und Nutzung".
Der Deutsche Fischereiverband (DFV) begrüßte die Verhandlungsergebnisse. "Diese Entscheidung sichert den handwerklichen Familienbetrieben das Überleben", teilte der Verband am Dienstag mit. Die Ausnahme für kleine Betriebe habe keine Auswirkungen auf die Bestände, erklärten die Branchenvertreter weiter. Vielmehr bedrohten der Klimawandel und Fressfeinde wie Kegelrobben und Kormorane die Fische.
Die EU-Staaten lehnten einen Teil der Empfehlungen der EU-Kommission mit ihrer Einigung ab. Brüssel hatte auf Basis der Daten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) eine deutlichere Einschränkung der der Fangquoten gefordert.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warf den Ministern deshalb vor, "kein ausreichendes Verständnis für die dramatische Lage der Ostsee" zu haben. "Die beschlossenen Fangquoten setzen den Trend 'Fischen um jeden Preis' der Vergangenheit fort, obwohl dieser bereits zu einem rapiden Rückgang mehrerer Populationen geführt hat", kritisierte DUH-Chef Sascha Müller-Kraenner.
Für die verschiedenen Bereiche des Meeres gelten unterschiedliche Fangquoten. Im Gegensatz zu den westlichen Gebieten ist die Heringsfischerei anderswo erlaubt. In der zentralen Ostsee soll die erlaubte Fangmenge im kommenden Jahr um 15 Prozent steigen. Im Bottnischen Meerbusen sinkt die Menge hingegen um 40 Prozent, außerdem soll während der Leichzeit ein dreimonatiges Fangverbot gelten.
Für deutsche Fischer sind auch die Quoten für Sprotte und Scholle relevant. Die erlaubte Fangmenge für Sprotte steigt im kommenden Jahr um fast die Hälfte, für Scholle sinkt sie leicht um drei Prozent.