Wenn das Sättigungsgefühl ausbleibt

Rund 2,2 Milliarden Menschen weltweit sind übergewichtig, rund 650 Millionen davon leiden an der Adipositas genannten Extremform. Gängige Therapien wie Diätpläne, Ernährungsumstellung, Kalorienrechner oder Sportprogramme helfen meist nicht nachhaltig. Jetzt sind Ärzte bei der Ursachenforschung einen wichtigen Schritt weitergekommen.


Rund 2,2 Milliarden Menschen weltweit sind übergewichtig, rund 650 Millionen davon leiden an der Adipositas genannten Extremform. Gängige Therapien wie Diätpläne, Ernährungsumstellung, Kalorienrechner oder Sportprogramme helfen meist nicht nachhaltig. Jetzt sind Ärzte bei der Ursachenforschung einen wichtigen Schritt weitergekommen.

Wissenschaftler der Sektion für Psychoneurobiologie im Center of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM) der Universität zu Lübeck entdeckten in einer Studie darauf, dass die Gewinnung von Energie aus Glukose (Zucker) im Gehirn von adipösen Menschen stark vermindert ist. Ihre Theorie: "Die gestörte Energiegewinnung des Gehirns könnte eine Erklärung für das häufig fehlende Sättigungsgefühl Übergewichtiger sein."

Fest steht, dass ein hoher zerebraler Energiegehalt diese Sättigungsgefühle auslöst. Übergewichtige berichten wiederum oft, dass sie Sättigung einfach nicht wahrnehmen. In der aktuellen Studie mit adipösen und normalgewichtigen Männern wurden deshalb per intravenöser Glukoseinfusion der Blutzuckergehalt - und damit die Zuckerzufuhr für die Energiegewinnung im Gehirn - experimentell erhöht und Veränderungen im Energiestatus des Gehirns untersucht. Das Ergebnis: Bei der normalgewichtigen Gruppe stieg der Hirnenergiegehalt nach der Glukosegabe sofort an, bei den adipösen Studienteilnehmern zeigte sich keine Veränderung. Die Wissenschaftler erforschen deshalb die Wirksamkeit eines eigens für Übergewichtige entwickeltes verhaltenstherapeutisches Lernprogramm zur Verbesserung der Sättigungswahrnehmung. Erste Zwischenergebnisse sind positiv.