Selenskyj: Russland hat

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Bild: AFP

Selenskyj: Russland hat "bis zu 100.000" Soldaten nahe Pokrowsk zusammengezogen

Während die EU-Verteidigungsminister über Militärhilfen für die Ukraine in Kopenhagen beraten, hat Russland laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj 'bis zu 100.000' Soldaten im Osten der Ukraine zusammengezogen.

Russland hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "bis zu 100.000" Soldaten im Osten der Ukraine zusammengezogen. Nahe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk finde "eine Aufstockung und Konzentration des Feindes statt", sagte Selenskyj am Freitag vor Journalisten in Kiew. "Sie bereiten in jedem Fall Offensivmaßnahmen vor", sagte Selensky. In Kopenhagen berieten die EU-Verteidigungsminister über weitere Militärhilfe für die Ukraine.

Die Lage in der Region Pokrowsk sei "derzeit am besorgniserregendsten", sagte der ukrainische Präsident. Zugleich betonte Selenskyj, die ukrainischen Streitkräfte würden die russischen Truppen aus der nordöstlichen Grenzregion Sumy verdrängen.

Die Stadt Pokrowsk, in der vor Kriegsbeginn rund 60.000 Menschen wohnten, ist ein wichtiger logistischer Knotenpunkt für die ukrainischen Streitkräfte. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 zählt die Region rund um die Stadt zu den am heftigsten umkämpften Gebieten in der Ukraine.

In den vergangenen Monaten waren russische Truppen von drei Seiten auf die Stadt Pokrowsk vorgerückt. Am Freitag befand sich die Armee laut ukrainischen Angaben weniger als fünf Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Vor wenigen Tagen hatte Selenskyj bereits gewarnt, dass Moskau seine Truppen im von Russland besetzten Teil der südlichen Region Saporischschja für eine mögliche Offensive zusammenziehe.

In der Nacht zum Donnerstag hatte die russische Armee die Ukraine mit fast 600 Drohnen angegriffen. Die Welle russischer Angriffe mit allein mindestens 23 Todesopfern in der ukrainischen Hauptstadt Kiew löste international Empörung aus. Bei einem russischen Angriff auf ein ukrainisches Kriegsschiff in der Nacht zum Donnerstag wurden nach ukrainischen Angaben mindestens zwei Menschen getötet.

Selenskyj bewertete die nächtliche Angriffswelle Russlands als Zeichen dafür, dass Kreml-Chef Wladimir Putin nicht zu einer Einstellung der Kämpfe bereit sei. "Russland entscheidet sich für Raketen anstelle des Verhandlungstischs" und habe kein Interesse an "echter Diplomatie", hatte Selenskyj erklärt.

Die EU-Verteidigungsminister berieten unterdessen bei informellen Gesprächen in der dänischen Hauptstadt über weitere Militärhilfen für die Ukraine und die Verteidigungsbereitschaft der EU. Auch die Sicherheitsgarantien für die Ukraine für den Fall einer Friedenslösung im Krieg gegen Russland waren Thema des Treffens. Für Deutschland nahm Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) teil. 

Die diplomatischen Bemühungen um einen Frieden von Seiten westlicher Staaten und der USA haben bislang keine greifbaren Ergebnisse gebracht. Auch ein Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Putin in Alaska Mitte des Monats brachte keinen Durchbruch. Forderungen nach einer Waffenruhe hat Putin bislang stets zurückgewiesen. 

Den russischen Streitkräften war es in den vergangenen Monaten gelungen, weitere Gebiete in der Ukraine einzunehmen. Im Juli beschleunigte die russische Armee ihren Vormarsch in der Ukraine zum vierten Mal in Folge. Laut einer AFP-Auswertung von Daten des in den USA ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) hatten die russischen Streitkräfte lediglich im November 2024 größere Gebietsgewinne erreicht als nun im Juli.