Drohnen über Flughafen: Regierungschefin verurteilt "Angriff" auf dänische Infrastruktur
AFP23. September 2025, 13:07 UhrVERKEHR
Nach den jüngsten Verletzungen des Nato-Luftraums durch Russland hat die dänische Regierung alarmiert auf einen Drohnen-Vorfall am Kopenhagener Flughafen reagiert.
Nach den jüngsten Verletzungen des Nato-Luftraums durch Russland hat die dänische Regierung alarmiert auf einen Drohnen-Vorfall am Kopenhagener Flughafen reagiert. Es handele sich um den "bislang schwersten Angriff auf die kritische Infrastruktur Dänemarks", erklärte Regierungschefin Mette Frederiksen am Dienstag. Der Flughafen war zuvor wegen mehrerer großer Drohnen gesperrt worden, die stundenlang über das Gelände hinwegflogen. Die EU erklärte, es könne sich um eine weitere Störaktion Russlands handeln. Der Kreml bestritt, hinter dem Vorfall zu stecken.Â
Der Flugverkehr in der Hauptstadt des EU- und Nato-Mitgliedstaats Dänemark war am Montagabend eingestellt worden, weil mehrere große Drohnen stundenlang über das Airportgelände hinwegflogen. 100 Flüge wurden gestrichen und 31 weitere mussten umgeleitet werden. Erst am Dienstagmorgen wurde der Flughafen wieder geöffnet. Auch in Norwegens Hauptstadt Oslo führten Drohnen-Sichtungen in der Nacht zum Dienstag zu einer vorübergehenden Unterbrechung des Flugverkehrs.Â
Der Zwischenfall in Kopenhagen reihe sich ein in eine Serie von "Drohnenangriffen, Luftraumverletzungen und Cyberangriffen auf europäische Flughäfen", erklärte Frederiksen. Zuletzt hatten Polen, Estland und Rumänien Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen und Kampfflugzeuge gemeldet. Die Nato wertete dies als gezielte Provokation Russlands, Moskau wies die Vorwürfe zurück.Â
Am Wochenende hatte zudem eine Cyberattacke auf einen Softwaredienstleister für Störungen an mehreren europäischen Airports gesorgt. Neben dem Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) waren die Airports in Brüssel, London und Dublin betroffen.Â
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach nach dem Vorfall in Kopenhagen am Dienstag von einer Verletzung des dänischen Luftraums durch Russland. Die EU reagierte zurückhaltender. "Wir müssen noch auf das endgültige Ergebnis der Untersuchung warten", sagte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. "Aber was wir in den letzten Wochen gesehen haben, deutet in Hinblick auf seine rücksichtslosen Aktionen in mindestens drei Mitgliedstaaten auf Russland hin."
Moskau wies jegliche Verantwortung für den Vorfall in Kopenhagen zurück. "Jedes Mal hören wir unbegründete Anschuldigungen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.Â
Der dänische Geheimdienst erklärte, das Land sei mit einer großen Sabotagegefahr konfrontiert. "Jemand will uns vielleicht nicht unbedingt angreifen, sondern uns unter Druck setzen und sehen, wie wir reagieren", sagte der Einsatzleiter des dänischen Geheimdienstes (PET), Flemming Drejer.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mahnte im Gespräch mit dem "Handelsblatt" an, besonnen auf die jüngsten Luftraumverletzungen in der EU zu reagieren. Die Strategie des russischen Präsidenten Wladimir Putin sei leicht zu durchschauen. Dessen Kalkül laute: "Erst die Nato provozieren und sich - im Falle einer Eskalation - völlig überrascht zeigen und die Nato diskreditieren", sagte der Minister. Der Kreml habe aber unterschätzt, wie "abgestimmt, besonnen und entschlossen" die Nato vorgehe.Â
Nach dem von Estland gemeldeten Eindringen dreier russischer Kampfjets in seinen Luftraum tagte am Dienstag der Nato-Rat in Brüssel. Es war bereits das zweite Mal innerhalb von zwei Wochen, dass das höchste politische Nato-Gremium wegen russischer Luftraumverletzungen über Nato-Gebiet unter Artikel 4 des Nordatlantikvertrags zu Konsultationen zusammenkam.
Artikel 4 des Nato-Vertrags sieht Beratungen unter den Mitgliedstaaten für den Fall vor, dass ein Mitgliedstaat seine territoriale Integrität, Unabhängigkeit oder Sicherheit bedroht sieht. Vor zwei Wochen hatte Polen Konsultationen des Nato-Bündnisses gemäß Artikel 4 beantragt.
In Oslo wurden derweil eine Frau und ein Mann aus Singapur festgenommen, die im Stadtzentrum ohne Erlaubnis eine Drohne fliegen ließen. Der Fall steht laut Staatsanwaltschaft nach ersten Erkenntnissen aber nicht im Zusammenhang mit den Drohnen-Sichtungen am Flughafen der norwegischen Hauptstadt.Â