Demonstration für Ende des Gaza-Kriegs vor dem Brandenburger Tor Bild: AFP
Zehntausende Menschen demonstrieren in Berlin für Ende des Gaza-Krieges
AFP27. September 2025, 22:07 UhrBRENNPUNKTE
Zehntausende Menschen haben in Berlin für ein Ende des Krieges im Gazastreifen und einen Kurswechsel der Bundesregierung gegenüber Israel demonstriert.
Zehntausende Menschen haben am Samstag in Berlin für ein Ende des Gaza-Kriegs und einen Kurswechsel der Bundesregierung gegenüber Israel demonstriert. Zu einer von der Linkspartei veranstalteten Kundgebung vor dem Roten Rathaus kamen Polizeiangaben zufolge rund 20.000 Menschen. Die Teilnehmenden zogen anschließend zum Tiergarten, wo sich laut Polizei insgesamt rund 60.000 Menschen zu der von einem breiten Bündnis organisierten Demonstration "All Eyes on Gaza - Stoppt den Genozid!" versammelten. Die Polizei sprach von einem "absolut friedlichen Verlauf".
Die Demonstration "Zusammen für Gaza!" der Linkspartei begann am frühen Nachmittag vor dem Neptunbrunnen nahe des Roten Rathauses. Linken-Chefin Ines Schwerdtner erklärte anschließend, die Demonstration sende "ein deutliches Signal" an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und die Bundesregierung: "Stopp aller Waffendeals mit Israel, Druck durch Sanktionen und die Anerkennung Palästinas sind längst überfällig." In einer Rede bei der Kundgebung warf sie Israel einen "Genozid" vor.
Die Demonstrierenden machten sich im Laufe des Nachmittags auf den rund vier Kilometer langen Weg zur Siegessäule im Tiergarten, um sich dort der Kundgebung  "All eyes on Gaza (Alle Augen auf Gaza) - Stoppt den Genozid!" anzuschließen.Â
Nach Angaben einer Polizeisprecherin wuchs der Demonstrationszug auf dem Weg zum Tiergarten auf 50.000 Menschen an. An der Siegessäule hätten weitere 8000 Menschen gestanden, sagte sie am Abend in einem im Onlinedienst X veröffentlichten Video. "Ein absolut friedlicher Verlauf bei der Masse an Mensch", betonte sie.Â
In 34 Fällen habe die Polizei "Freiheitsbeschränkungen" vollzogen, teilte die Polizeisprecherin mit. 20 davon seien noch vor der Demonstration erfolgt, weil Schriftzüge auf der Straße aufgebracht worden seien.Â
Eine Sprecherin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International und die Linken-Chefin Schwerdtner sprachen von insgesamt mehr als 100.000 Demonstrierenden. "Berlin hat gezeigt, dass auch in Deutschland, so wie in vielen anderen europäischen Städten, die Menschen nicht weiter bei einem völkerrechtswidrigen Krieg zusehen werden", erklärte Schwerdtner.
Veranstaltet wurde die Demo "All eyes on Gaza" unter anderem von den Organisationen Medico International, Amnesty Deutschland und der Palästinensischen Gemeinde Deutschland. Angeschlossen hatten sich unter anderem der Zentralrat der Muslime und die Organisationen Fridays for Future und Sea Watch.
Den Demo-Aufruf unterzeichnete auch eine Reihe von Prominenten, darunter die Schauspielerinnen und Schauspieler Edin Hasanovic, Melika Foroutan, Hans-Jochen Wagner, Pegah Ferydoni, der Musiker Michael Barenboim sowie dutzende Autoren, Professoren und Aktivisten.
Der jüdische Musiker Barenboim sprach im rbb24 Inforadio von einem "Völkermord", der sich im Gazastreifen ereigne. "Den Begriff benutzen inzwischen fast alle Menschenrechtsorganisationen und auch die UN-Menschenrechtskommission", sagte er.Â
Die Demonstrierenden forderten neben einem Ende des Krieges auch einen Stopp deutscher Waffenlieferungen an Israel. "Ich glaube, wir müssen in Deutschland noch mehr lernen zu unterscheiden zwischen Juden, zwischen dem Staat Israel auf der einen Seite und dem Netanjahu-Israel auf der anderen Seite", sagte Barenboim mit Blick auf den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Eine kleinere Demonstration hatte in Berlin-Kreuzberg bereits um 14.00 Uhr begonnen. Aus dem Aufzug heraus sein eine Vielzahl von Straftaten verübt worden, sagte die Polizeisprecherin am Abend. Die Polizei habe die Kundgebung deshalb aufgelöst. Im Zusammenhang mit dieser Demo habe es 38 "Freiheitsbeschränkungen" gegeben, sieben Polizisten seien verletzt worden.Â
Im gesamten Berliner Stadtgebiet war die Polizei eigenen Angaben zufolge mit rund 1800 Kräften im Einsatz, die auch aus Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und von der Bundespolizei kamen.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1219 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer befinden sich 47 Geiseln in der Gewalt der Hamas, von denen nach Angaben der israelischen Armee aber mindestens 25 bereits tot sind.
Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums bereits mehr als 65.500 Palästinenser getötet.Â