Opel Rocks-e: Sicherer als Moped oder Roller

mid Groß-Gerau - Der Stahlrohrrahmen ist beim Opel Rocks-e in der Wagenmitte ganz nach außen gezogen. Opel Automobile GmbH

Opel Rocks-e: Sicherer als Moped oder Roller

Der zweisitzige Opel Rocks-e kommt als 'Sustainable Urban Mobility' SUM genanntes Leichtkraftfahrzeug auf den deutschen Markt. Der City-Stromer ist rechtlich kein vollwertiges Automobil. Entsprechend sollte er bei aktiver und passiver Sicherheit auch nicht damit, sondern eher mit einem Moped oder e-Roller verglichen werden.


Der zweisitzige Opel Rocks-e kommt als "Sustainable Urban Mobility" SUM genanntes Leichtkraftfahrzeug auf den deutschen Markt. Der City-Stromer ist rechtlich kein vollwertiges Automobil. Entsprechend sollte er bei aktiver und passiver Sicherheit auch nicht damit, sondern eher mit einem Moped oder e-Roller verglichen werden.

Nachdem am 1. Februar 2005 Leichtkraftfahrzeuge oder "Microcars" auch in Deutschland zugelassen wurden, titelten die VDI-Nachrichten "Unfallangst macht es Leichtfahrzeugen hierzulande schwer" - denn der ADAC bezeichnete nach einem Crashtest den neuen Fahrzeugtyp als "Verkehrshindernis" und zog das drastische Fazit: "Leichtkraftfahrzeuge gewähren keinerlei aktive oder passive Sicherheit für den Fahrer. Der Körper wird zur Knautschzone."

Im August 2021 wurden zwei Fahrzeuge der Klasse L6e-B (maximal 45 km/h) getestet und mit "insgesamt mangelhaft" abgewertet. Zugestanden wurde jedoch abschließend: "Im Falle eines Unfalls schützen Leichtkraftfahrzeuge Dank ihrer Fahrgastzelle dennoch besser als ein Zweirad."

Für den Opel Rocks-e gelten - ähnlich wie für mehrsitzige Quads - im Vergleich zu einem Pkw klar reduzierte Sicherheitsanforderungen: ABS oder gar ESP werden ebenso wenig gefordert wie Airbags. Als vierrädrige Alternative zum klassischen Moped oder sogar zu einem stärkeren und schnelleren Elektro-Roller ist der Rocks-e in der Stadt und auf Landstraßen aber für seine Insassen und für andere Verkehrsteilnehmer deutlich sicherer als diese Zweiräder. Als "normaler Pkw" darf der Rocks-e nicht angesehen werden - obwohl er äußerlich wie ein kleines Auto wirkt.

Mit rund zwei Quadratmetern ist die (für das Erkennen durch andere Verkehrsteilnehmer wichtige) Stirnfläche nur um ein Drittel kleiner als bei einem kompakten Pkw und fast vier Mal so groß wie bei einem Zweirad. Runde LED-Scheinwerfer bzw. Rückleuchten und hochgesetzte Blinkleuchten in der identischen Front- und Heckpartie zeigen auch bei Nachtfahrten, dass hier mehr als ein Zweirad fährt.

Weil es vorne kein reflektierendes Normal-Kennzeichen und hinten nur das Postkartengroße Versicherungskennzeichen gibt, sollte der Gesetzgeber aber entsprechende Signal-Aufkleber gestatten.

Der im Bereich der Fahrbatterie unter den Sitzen und vor der Verbundlenker-Hinterachse weit nach außen gezogene Gitter-Rohrrahmen des Rocks-e schützt bei einem Seitenaufprall die Hüften der Insassen und darüber hinaus als Faradayscher Käfig sogar bei einem Blitzschlag. Frontantrieb und ein tief montierter Elektromotor sorgen für eine gute Straßenlage.

Beim ADAC drohte ein Aixam-Leichtkraftfahrzeug im VDA-Ausweichtest bei 45 km/h zu kippen. Der Rocks-e wurde dieser Prüfung noch nicht unterzogen.

Mit Scheibenbremsen vorn und Trommelbremsen hinten verzögert der (voll besetzt mehr als 600 Kilogramm schwere) Rocks-e vor allem auf glatter Fahrbahn besser, als ein ähnlich schweres Zweirad - denn die vier Reifen der Größe 155/65 R 14 bieten mit ihrem flachen Profilquerschnitt erheblich mehr Aufstandsfläche als zwei seitlich stark abgerundete Motorrad-Pneus. ABS - das erst seit 2016 für Krafträder über 11 kW Leistung vorgeschrieben ist - gibt es aber leider auch nicht gegen Aufpreis.

Bei einem Frontal-Aufprall kann sich die geteilte Lenksäule nicht in den Innenraum schieben und leicht bedienbare Dreipunkt-Sicherheitsgurte mit Gurtkraftbegrenzern halten die Passagiere auf den Sitzen. Deren angeformte Kopfstützen schützen bei einem Anprall von hinten vor einer Peitschenschlag-Verletzung.

Die weit nach hinten gerückte Sitzposition bringt beachtliche Kopf- und Beinfreiheit, ohne die Sicht nach vorn zu beeinträchtigen - denn das serienmäßige Panorama-Glasdach erlaubt auch den Blick nach oben. Hinter den Sitzen gibt es bewusst keine Hutablage, sondern nur ein kleines Ablagefach. Groß sind dagegen die fast einen Meter langen Staufächer in den Türen.

Statt einem Kofferraum gibt es im Beifahrer-Fußraum einen 63 Liter großen Stauraum. In den passt ein Koffer im Bordcase-Format und der muss auch nicht extra gesichert werden, weil er bei einer Vollbremsung - ebenso wie Gegenstände auf der wagenbreiten Ablage hinter der Frontscheibe - nicht nach vorn fliegen kann.

Kaum teurer als ein Elektro-Roller und deutlich preiswerter als die meisten Lastenfahrräder bietet der Opel Rocks-e so zwei Personen jeden Alters und unabhängig von der körperlichen Konstitution nicht nur relativ sicheren, sondern auch recht komfortablen Transport.

Karl Seiler / mid