Israelische Armee: Bewohner von Gaza sollen in

Fliehende Palaästinenser auf der Küstenstraße bei Nuseirat Bild: AFP

Israelische Armee: Bewohner von Gaza sollen in "humanitäre Zone" im Süden gehen

Vor einer erwarteten Bodenoffensive auf die Stadt Gaza hat die israelische Armee die Bewohner zur Flucht aufgerufen: Ein Armeesprecher forderte die Menschen auf, sich in zur 'humanitären Zone' erklärtes Gebiet im Süden des Gazastreifens zu begeben.

Vor einer erwarteten Bodenoffensive auf die Stadt Gaza hat die israelische Armee die Bewohner zur Flucht aufgerufen: Ein Armeesprecher forderte die Menschen am Samstag auf, sich in zur "humanitären Zone" erklärtes Gebiet im Süden des Gazastreifens zu begeben. Bei einem Luftangriff wurde unterdessen ein weiteres Hochhaus in Gaza zerstört. Dieses sei von der radikalislamischen Hamas genutzt worden, erklärte die israelische Armee.

"Ab sofort und mit dem Ziel, das Weggehen der Stadtbewohner zu erleichtern, erklären wir das Gebiet Al-Mawasi zur humanitären Zone", hieß es in einer in Onlinediensten veröffentlichten arabischsprachigen Nachricht der israelischen Armee. Diese richtete sich "an die Bewohner der Stadt Gaza und alle, die sich dort aufhalten". 

"Nutzen Sie die Möglichkeit, sich unverzüglich in die humanitäre Zone zu begeben und sich den tausenden Menschen anzuschließen, die schon dorthin gegangen sind", erklärte Armeesprecher Avichay Adraee. Am späten Vormittag kündigte er zudem einen Luftangriff auf ein Hochhaus in Gaza an und rief die Bewohner des Stadtteils Al-Rimal im Südwesten der Stadt zur Evakuierung auf. Wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP sagten, erfolgte der Angriff wenig später. Dabei sei ein 15-stöckiges Hochhaus zerstört worden.

Die israelische Armee erklärte, "Hamas-Terroristen" hätten in dem Gebäude Technik und Beobachtungsposten installiert, "um die israelischen Truppen zu überwachen". Verteidigungsminister Israel Katz veröffentlichte im Onlinedienst X ein Video des Angriffs und schrieb dazu: "Wir machen weiter."

Die israelische Armee hatte bereits am Freitag ein Hochhaus in Gaza zerstört. Vor dem Angriff hatte die Armee erklärt, dass "bedeutende terroristische Aktivitäten der Hamas" in der Stadt und "insbesondere in Hochhäusern identifiziert" worden seien. Daher werde Israel "in den kommenden Tagen Gebäude angreifen, die zu terroristischen Infrastrukturen umfunktioniert" worden seien. 

Nach UN-Schätzungen halten sich in Gaza und Umgebung noch rund eine Million Menschen auf. Die UNO warnte vor einer "Katastrophe", sollte der israelische Militäreinsatz auf die Stadt ausgeweitet werden.

In einer englischsprachigen Mitteilung erklärte die israelische Armee am Samstag, das mit Blick auf eine "Ausweitung der Bodenoffensive auf Gaza zur humanitären Zone" erklärte Gebiet Al-Mawasi im Süden des Gazastreifens umfasse "grundlegende humanitäre Infrastruktur". Dazu gehörten "Feldlazarette, Wasserleitungen und Entsalzungsanlagen sowie die kontinuierliche Versorgung mit Nahrungsmitteln, Zelten, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung".

Der humanitäre Einsatz in der Zone werde zusammen mit der UNO und internationalen Organisationen "permanent fortgesetzt", parallel zur Ausweitung des Militäreinsatzes am Boden, hieß es.

Israel hatte Al-Mawasi bereits zu Beginn des Krieges, der durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden war, zur sicheren Zone erklärt. Ungeachtet dessen führte die Armee seitdem zahlreiche Luftangriffe in dem Gebiet aus. Die Armee erklärte zur Begründung, sie ziele auf Hamas-Kämpfer, die sich zwischen den Zivilisten versteckten. 

Dutzende Palästinenser, die AFP in den vergangenen Wochen in der Stadt Gaza interviewte, sagten, es gebe im Gazastreifen "keinen sicheren Platz". Viele erklärten, sie würden lieber sterben, als ein weiteres Mal vertrieben zu werden. 

Die Hamas und ihre Verbündeten hatten mit ihrem Überfall auf Israel den Krieg ausgelöst. Bei dem Großangriff wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen von der Hamas festgehalten, 25 von ihnen sind nach israelischen Angaben bereits tot. US-Präsident Donald Trump sagte am Freitag, möglicherweise seien weitere Geiseln "kürzlich gestorben".

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 64.300 Menschen getötet.